Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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geteilt hätte. Nach jahrelangem Aufenthalt in Amerika war er 
nach Osterreich zurückgekehrt und hatte seine Feder Schmerling 
zur Verfügung gestellt, der ihn auch unterbrachte. In jener 
Denkschrift nun vom Mai 1861 hatte er vorgeschlagen, es solle 
unter dem Vorsitze des Kaisers von Osterreich ein deutscher Fürsten- 
tag nach Frankfurt einberufen werden, welcher als ständige Ver- 
sammlung der Herrscher neben einer aus den Landtagen ge- 
wählten Kammer das bisher stets uneinige Deutschland zu re- 
gieren hätte. Es schickte nun im Mai 1863 der Erbprinz seinen 
Vertrauten, den Freiherrn von Dörnberg, und einen mi#g den 
Jesuiten eng liierten Agenten, namens Gruben, nach Wien, um 
dem Kaiser einen den Fröbelschen Vorschlägen entsprechenden Plan 
zu unterbreiten. Der Kaiser ließ sich von dieser Idee bestechen; 
aber seiner damals oft hervortretenden Eigenart entsprechend teilte 
er davon nichts seinen beiden Ministern Schmerling und Rechberg 
mit, sondern zog nur den Referenten für deutsche Angelegenheiten 
im Ministerium, den schon genannten Freiherrn von Biegeleben 
ins Geheimnis. Dieser stimmte aufs wärmste zu und arbeitete 
mit Dörnberg den neuen Reformplan aus. Nun erst wurde, aber 
immer noch im tiefsten Geheimnis, durch Dörnberg Schmerling 
eingeweiht. Alsbald verschritt man zum Werke. Als König Wil- 
helm zugleich mit Kaiser Franz Josef Anfang August in Gastein 
weilte, machte ihm dieser den überraschenden Vorschlag, sich mit 
ihm und den übrigen deutschen Fürsten in Frankfurt am 16. Aug. 
zusammenzufinden, um gemeinsam ein neues Reformprojekt zu 
beraten. Der König äußerte sich zwar im Prinzip zustimmend, 
verhehlte aber seine Bedenken nicht, über die Kürze der Frist, 
in der er das ihm zunächst noch nicht einmal bekannte Reformprojekt 
kaum mit seinen Ministern besprechen könne. Gleichwohl über- 
sandte ihm der Kaiser am folgenden Tage durch seinen General- 
adjutanten die Einladung zum 16. zu dem Frankfurter Fürsten- 
kongresse. Bismarck, der mit dem Könige in Gastein weilte, 
widerriet dringend, Folge zu leisten. Abgesehen von der Form- 
losigkeit dieser Uberrumpelung, die sich der König nicht bieten 
zu lassen brauche, stecke offenbar irgend etwas hinter dieser Ein- 
ladung „à courte échéance“, dem man am besten aus dem Wege 
20“
	        
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