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Widerstand aus den Köpfen der Gemeindemitglieder zu verdrängen
suchte. Diese neuere Richtung fand starke Stützen an Einsiedel
und an dem Präsidenten des Oberkonsistoriums von Globig. An
der Leipziger Universität war es seit 1826 der aus Königsberg
berufene A. Hahn, der den Kampf gegen den Rationalismus auf-
nahm. Dem entsprach dann, wie schon oben angedeutet wurde,
die wachsende Unduldsamkeit und Angriffslust in der katholischen
Kirche.
Nun hatte Papst Leo XII. (1823—1829) für das Jahr 1825
das gebräuchliche Jubeljahr ausgeschrieben und der apostolische
Vikar zu Dresden, Pater Mauermann, hatte dies an der Hof-
kirche durch das für solche Feierlichkeiten seit Jahrhunderten be-
stehende Formular bekannt gegeben, welches um Ausbreitung der
katholischen Kirche, Ausrottung der Ketzer u. ähnl., die Gläubigen
zu beten aufforderte. Über diese, wahrscheinlich nicht ohne Ab-
sicht begangene Taktlosigkeit entbrannte ein heftiger Federkrieg,
bei dem sich die Regierung leider nicht unparteiisch verhielt.
Schließlich wurde die gegenseitige Erbitterung im Angriffe durch
die Presse so groß, daß ein Edikt des Königs Friedrich August I.
vom 12. Juli 1826 beiden Parteien Stillschweigen auferlegte.
Wenn schon 1820 die Stände an den König ein Gesuch gerichtet
hatten, daß bei Besetzung der Hoschargen inländische Protestanten
die gleiche Berücksichtigung finden sollten, wie die aus der Fremde
zugewanderten katholischen Adligen, denen übrigens die Ahnen-
probe merkwürdigerweise erlassen blieb, wenn sie ferner auch auf
Rechtswidrigkeiten des katholischen Klerus bei der Einsegnung
gemischter Ehen beschwerend aufmerksam gemacht hatten, so mußte
ein den Ständen 1824 zugehender Entwurf, der entsprechend den
Vorschriften des Posener Friedens die völlige Parität der Katho-
liken und Protestanten anstrebte, auf lebhaften Widerspruch stoßen.
Trotzdem wurde der Entwurf im Februar 1827, wenn auch mit
einigen Modifikationen, als Königliches Edikt veröffentlicht. Der
Entrüstung über diese autokratische Form tat die Trauer um das
Ableben des Königs Einhalt; aber sie erwachte erst recht unter
Anton, als am 6. Jan. 1830 die Stände nach sechsjähriger Pause
wieder zusammentraten.