Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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mich,“ so schloß der Brief. „Wenn ich nach hartem Kampfe bei 
meinem früheren Beschlusse bleiben muß und Eurer Arbeit Aus- 
trag abwarte, ohne mich an der Beratung zu beteiligen, so bin 
ich nur nach meiner Gewissenseingabe verfahren. Gott segne 
Dich. Dein treuer Freund Wilhelm.“ — 
Im Laufe des 20. Aug. hatte auch Beust längere Besprechun- 
gen mit Bismarck. Aus diesen verdient ein Zug besonderer Er- 
wähnung, der uns von Beust selbst überliefert wird: „Als ich 
darauf meine weiteren Bemühungen mit den Worten einleitete: 
„Sie haben mir ja bisher Vertrauen geschenkt,“ unterbrach er 
mich: „Vertrauen habe ich gar nicht mehr, seitdem Sie die Leip- 
ziger Rede gehalten haben!“ — Die oben mitgeteilten Sätze aus 
der Beustschen Rede hatten nämlich bei Bismarck den Verdacht 
wachgerufen, als ob man in Dresden schon lange von den Plänen 
des Kaisers Franz Josef unterrichtet gewesen und den Unwissenden 
gespielt habe. Da auch in der Zollvereinsfrage Beusts ver- 
mittelnde Stellung eine schiefe Auffassung nicht ausschloß, so 
erklärt sich die Uberzeugung Bismarcks von einem falschen Spiele 
der sächsischen Regierung. Er hat diese Auffassung in seinen 
Gedanken und Erinnerungen nicht mehr festgehalten, aber sie 
hat doch ebenso wie bei anderen maßgeblichen Leuten noch lange 
die Beurteilung der sächsischen Politik beeinflußt. 
In der Nacht zum 21. überbrachre Bismarck persönlich an 
Beust die absagende Antwort seines Königs, worauf dann in 
der Morgenfrühe die Rückkehr nach Frankfurt erfolgte. Bekannt 
ist das hierbei von Bismarck Beust gegenüber an den Tag ge- 
legte brüske Auftreten: wenn der König von Sachsen auf der 
Mitreise des durch die Aufregung erkrankten Königs Wilhelm be- 
stünde, würde er, Bismarck, noch in der Nacht zur Verhinderung 
der Reise preußische Truppen aus Rastatt herbeikommen lassen. 
Die Verhandlungen nahmen darauf in Frankfurt ihren Fort- 
gang, obwohl niemand mehr an ein positives Resultat glaubte. 
Das war vor allem Beusts Meinung, der seinem Könige sagte: 
„Eine Durchführung ohne Preußen halte ich sowohl sachlich für un- 
möglich als mit dem Bundesrechte für unverträglich.“ Zudem 
leistete besonders Baden den kaiserlichen Vorschlägen die hart-
	        
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