Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 316 — 
Frage auch die deutsche aufrollen und damit Preußen die 
erstrebte Machtstellung gewinnen könnte; hierzu gehörte vor 
allem eine weitere Diskreditierung des Bundes sowohl nach 
innen wie nach außen. Ferner aber erkannte er, daß man 
Dänemark gegenüber an dem Rechtsboden des Londoner Pro- 
tokolls festhalten müsse, um dem Auslande jeden Grund zur 
Einmischung zu benehmen. Daß zu einer solchen namentlich 
der Kaiser Napoleon große Lust hatte, bewies die Thronrede, 
mit der er am 5. Nov. die neuen Kammern willkommen ge- 
heißen hatte: „Die Verträge von 1815,( rief er aus, „haben 
aufgehört zu bestehen; fast überall sind sie zerrissen, in Griechen- 
land, in Belgien, in Frankreich, in Italien, an der Donau“ usw. 
Um an die Stelle des auf diese Weise erzeugten krankhaften 
Zustandes dauerhafte und geregelte Verhältnisse zu setzen, be- 
dürfe es eines allgemeinen europäischen Kongresses. Zu diesem 
Kongresse waren schon am 4. Nov. Einladungen ergangen, auch 
König Johann hatte eine solche erhalten. Nun fiel zwar dieses 
Projekt zunächst ins Wasser, da England schon am 25. Nov. 
seine Abneigung gegen einen Kongreß unverblümt kundgab, wäh- 
rend die anderen Staaten sich damit deckten, daß sie ihre Zusage 
an die Teilnahme aller Großstaaten knüpften. Aber der Ge- 
danke konnte jeden Augenblick wieder ausgenommen werden, und 
zwar dann mit größerer Aussicht auf Erfolg, wenn die deutschen 
Großmächte sich von dem Boden des doch auch von Frank- 
reich unterzeichneten Londoner Protokolls entfernten. Nur galt 
es, Osterreich für solche Anschauungen zu gewinnen, so ge- 
spannt das Verhältnis zu diesem Staate seit der mißlungenen 
Frankfurter Versammlung geworden war. Und das gelang. Denn 
auch die Regierung zu Wien konnte sich den eben mitgeteilten 
politischen Erwägungen nicht entziehen, die durch das Mißtrauen 
gegen Napoleon überhaupt noch verstärkt wurden. Auch übte Bis- 
marck insofern einen Druck auf Osterreich, als er erklärte, die 
holsteinische Frage, wenn notwendig, allein auf Grund des 
Londoner Protokolls zum Austrage bringen zu wollen. — So 
wurde am 24. Nov. 1863 zwischen Bismarck und dem Grafen 
Karolyi das Abkommen getroffen, gemeinsam in den Herzogtümern
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.