Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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geworden sei. Die mittelstaatliche Partei leitete damit zur völligen 
Trennung von der Politik der Großmächte über. 
Am 14. Jan. 1864 wurde in Frankfurt über den Antrag 
der Vormächte vom 28. Dez. abgestimmt, nämlich Dänemark zur 
Aufhebung des Grundgesetzes vom 18. Nov. für Schleswig definitiv 
aufzufordern, im Ablehnungsfalle dieses Land für die Erfüllung 
der früheren Verträge in Pfand zu nehmen. Es boten also die 
beiden Großmächte hiermit den Mittelstaaten nochmals die Hand 
zu einem geeinten Vorgehen, und zwar auf einem Wege, der 
den Rechtsboden nicht verließ und der Einmischung des Aus- 
landes einen Riegel vorschob; denn schon war wieder von Paris 
aus der Kongreßgedanke angeregt worden. In eigensinniger Ver- 
blendung lehnte die Mehrheit des Bundes den preußisch-öster- 
reichischen Antrag mit 11 gegen 5 Stimmen ab; und als nun 
Osterreich und Preußen die Erklärung abgaben, daß sie unter 
diesen Umständen ihren Antrag einseitig als europäische Groß- 
mächte auf Grund des Londoner Protokolls durchführen würden, 
legten Sachsen und Bayern hiergegen sofort Verwahrung ein, 
„insofern der Einmarsch in Schleswig nicht ohne Durchmarsch 
durch Holstein zu gewärtigen sei und dieses nur mit Genehmigung 
des Bundes betreten werden dürfe“. Aber wo in aller Welt 
wollten die Mittelstaaten die Macht hernehmen, um ihre Be- 
schlüsse zur Durchführung und die der Vormächte zum Falle zu 
bringen? Sollte es so weit kommen, daß, wie Bismarck dem 
sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal in Berlin warnend sagte, 
Deutschland im Begriff stehe, ein Kapitel des bellum civile zu 
schreiben? 
Am 16. Jan. 1864 vereinigten sich Preußen und Osterreich 
dahin, daß sie ein Ultimatum an Dänemark ergehen ließen, binnen 
zweimal vierundzwanzig Stunden die Novemberverfassung auf- 
zuheben oder des Krieges gewärtig zu sein. Dieser Krieg stellte 
sich demgemäß als eine Exekution des Londoner Protokolls dar 
und ließ also eine Intervention fremder Mächte zugunsten Däne- 
marks nicht zu. Zum zweiten Male hatte binnen weniger Tage 
die Bismarcksche Politik einen kaum zu erwartenden Erfolg: auch 
die dänische Regierung zeigte sich verblendet genug, die preußisch- 
Sturmhoefel, GSeschichte der sächsischen Lande. II. 21
	        
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