Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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ponierte Konferenz. England, durch verwandtschaftliche Bande 
des Königshauses mit Dänemark näher verbunden, hätte wohl 
gern seiner der deutschen Entwicklung von jeher feindlichen Politik 
weitere Folgen gegeben; aber es gab doch auch eine starke Partei 
unter Disraelis Führung, die ganz scharf erklärte, nicht einen 
Mann und keinen Sixpence für die Führung eines Krieges be- 
willigen zu wollen. Und dann war Frankreich aus den mannig- 
fachsten Gründen für keine gegnerische Aktion zu haben. Ruß- 
land aber war noch durch die polnischen Verhältnisse in An- 
spruch genommen und fühlte sich Preußen wegen seiner Haltung 
während der polnischen Revolution zu Dank verpflichtet. So- 
mit war eine europäische Konferenz das Höchste, was erreicht werden 
konnte. Der Zusammentritt wurde auf den 12. April festgesetzt. 
Aber dieser Termin konnte nicht eingehalten werden, weil nach 
Englands Meinung ein Vertreter des deutschen Bundes an den 
Verhandlungen teilnehmen sollte, und dieser war erst am 14. April 
zur Wahl eines solchen verschritten. Diese fiel mit allen gegen 
drei Stimmen auf Beust. Diese Wahl wird nach einer damals 
kolportierten Erzählung, wie Beust und mit ihm sein Biograph 
Ebeling berichtet, auf den Vorschlag des Grafen Rechberg zurück- 
geführt, der in vertrauten Zirkeln geäußert habe, er ziehe Beust 
deswegen dem Bayern v. d. Pfordten vor, weil Beust eitler, 
schmiegsamer und deshalb verführbarer sei. Für diese eigentüm- 
liche, den sonstigen Anschauungen eigentlich nicht entsprechende 
Empfehlung ergibt sich als der durch die Tatsachen bestätigte 
Grund: Osterreich sah die in seinem Interesse gar nicht liegende 
Abtrennung der Herzogtümer von Dänemark, die doch schließlich 
nur Preußen zugute kommen würde, voraus, ebenso wußte es, 
daß England gegen jede Verkleinerung Dänemarks, die anderen 
Mächte mindestens nicht für eine Vergrößerung Preußens sein 
würden. Darum also die Wahl Beusts. Wir wissen aber ferner, 
daß diese Wahl wieder von einem anderen suggeriert war: von 
Bismarck. Und dieser hatte dieselben Eigenschaften, die Rechberg 
für sich in Rechnung gestellt hatte, schon für seine Pläne mit 
Beschlag belegt. Denn wenn Bismarck Beust in scheinbar humor- 
voller Art im Hinblick auf seine bisherige nationale Haltung
	        
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