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Befehle in Altona sein und trotz aller Beschleunigung erst am
21. Juli in Apenrade eintreffen konnte, so kam er nicht recht-
zeitig, um auf die Entschließungen des Prinzen Friedrich Karl
noch irgendwie einwirken zu können. Er sah sich zwar in Apen-
rade äußerst wohlwollend ausgenommen und hörte aus dem Munde
des Prinzen, daß dieser die Besetzung Rendsburg als eine rein
politische Maßregel bedaure; aber aufhalten ließ sich diese Maß-
regel nicht mehr. Hake legte zwar Protest ein, erklärte aber,
daß er natürlich mit seinen vier Kompagnien, ganz abgesehen von
den anderen dagegen sprechenden Gründen, an Widerstand nicht
denken könne. In Übereinstimmung mit den Zivilkommissarien und
dem hannoverschen Brigadier von Gebser faßte er den Entschluß,
noch vor Ankunft der Preußen die Wachen einzuziehen und die
Stadt zu räumen.
Diese Vorgänge erweckten allenthalben in Deutschland das
unliebsamste und berechtigtste Aufsehen. Wenn sich auch Bismarck
bei seinem Aufenthalte in Wien, wo am 25. Juli die Friedens-
verhandlungen mit Dänemark begannen, in einem Bericht an
König Wilhelm vom 27. Juli für eine den Bundestruppen zu
gewährende Genugtuung verwandte und demzufolge Prinz Fried-
rich Karl die Ermächtigung zu einem Vergleichsverfahren erhielt,
so läßt sich doch kaum verkennen, daß Bismarck in der Rends-
burger Angelegenheit eine willkommene Veranlassung sah, dem
Bunde eine Demütigung ersten Ranges zu bereiten. übrigens
wurde zunächst aus der Genugtuung nichts. Denn als man am
1. Aug. in der zweiten sächsischen Kammer die Regierung über
die Rendsburger Angelegenheit interpellierte, goß man dabei volle
Schalen erbitterter Entrüstung über preußische Politik und Bis-
marcksche Anmaßung aus und protestierte am 5. Aug. gemein-
sam mit der ersten Kammer gegen die Verletzung des Bundes-
rechts; die Folge aber war, daß preußischerseits das schon an-
geordnete Vergleichsverfahren vorläufig sistiert wurde. Jedenfalls
erhielten die Truppen ihr verdientes Lob aus dem Munde des
Königs, als dieser am 23. Aug. den Landtag schloß. Es hieß da in
der Thronrede: „War es mir auch schmerzlich, daß es unsern
trefflichen Truppen verwehrt bleiben mußte, an jenen rühmlichen
Sturmhoefel, Veschichte der sächsischen Lande. U. 22