Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 341 — 
nach dem Muster von Bock und Gärtner den Schutz des patri- 
monium Petri gegen jeden fremden Einfall übernahm, einen deut- 
lichen Fingerzeig, daß es der Einigung Italiens keine Hinder- 
nisse in den Weg legen werde; damit waren aber auch die Stunden 
der österreichischen Herrschaft in Venetien gezählt. Diese Verhält- 
nisse in ihrer Verzwicktheit vom österreichischen oder vom bundes- 
täglichen Standpunkte aus betrachtet, diese Verhältnisse in ihrer 
Einfachheit vom preußischen Standpunkte am Ende des Jahres 
1864 angesehen, konnten dem Kronprinzen von Sachsen bei seinem 
vorerwähnten Aufenthalte in Österreich unmöglich verschleiert 
bleiben. 
Mit dem Abschluß des deutsch-dänischen Krieges kamen, wie 
weiter oben erzählt wurde, auch die Zollvereinswirren zur Er- 
ledigung und der neue Handelsvertrag mit Osterreich konnte im 
Oktober 1864 abgeschlossen werden. Osterreich hätte wenigstens jetzt 
eine Zusicherung seines späteren Eintritts in den Zollverein gewünscht 
und Bismarck ein wenig Entgegenkommen aus rein politischen 
Gründen gern gesehen; er wurde aber hierin von den Ministern 
des Handels und der Finanzen überstimmt. Daß Rechberg auch 
auf diesem Gebiete von Preußen nichts hatte erreichen können, 
kostete ihm seine Stellung. Am 27. Okt. 1864 übernahm Graf 
Mensdorff-Pouilly die Leitung der auswärtigen Politik Oster- 
reichs und damit als dringendste Aufgabe, die verlorene Fühlung 
mit den Mittelstaaten wiederherzustellen. Mit ihm kam die Schmer- 
lingsche Richtung wieder zum Sieg, die das Zusammengehen mit 
Preußen von allem Anfang an verurteilt hatte, nun aber zunächst 
selbst doch nichts Besseres an die Stelle zu setzen wußte. Schmer- 
ling nannte im österreichischen Abgeordnetenhause die schleswig- 
holsteinische Sache gänzlich verfahren; aber wie sie wieder ins 
Gleis zu bringen wäre, vermochte er auch nicht zu sagen. Jeden- 
falls wollte das Ministerium Mensdorff in der Frage, die Preußen 
zunächst beschäftigte, kein zu großes Entgegenkommen zeigen, 
nämlich in der Frage der Entfernung der Bundesexekutions- 
truppen. Da der Krieg zu Ende und die Bundesexekution gegen- 
standslos geworden war, so urteilte Bismarck mit Recht, daß 
die Sachsen und Hannoveraner kein Recht mehr hätten, in Län-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.