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nicht ermöglicht werden konnte, so trieb Bismarck mit aller Macht
zu einem solchen und bemühte sich, schon vor dessen Ausbruch mög-
lichst Klarheit über die Stellung der Bundesstaaten zu erlangen.
In erster Linie stand hier Sachsen, mit dem sich die Bismarcksche
Politik ganz besonder und nicht immer in loyaler Weise beschäf-
tigte. Die sichere Klarheit, mit der er hierbei vorging, vermochte
nicht die nebelhaften Entwürfe zu beseitigen, denen die Beustsche
Politik sich hingab. So kam es zu einer für das Land nach-
teiligen Entscheidung, die bei minderer Mäßigung des Siegers
leicht für seine selbständige Existenz hätte verhängnisvoll werden
können.
Nachdem entsprechend dem Gasteiner Vertrage General von
Manteuffel in Schleswig, Feldmarschalleutnant von Gablenz in
Holstein als Gouverneure eingesetzt worden waren, entstanden
bald Mißhelligkeiten über das Verhältnis zu dem Augustenburger.
In Schleswig durfte schlechterdings nicht die geringste Agitation
für ihn getrieben werden, wurde sogar seine Benennung als
Herzog Friedrich VIII. in der Presse mit schweren Strafen ge-
ahndet. Gablenz übte im Einverständnis mit seiner Regierung
größere Nachsicht, wenngleich er sich den preußischen Forderungen
nicht ganz entziehen konnte. Die erste größere Veranlassung
zu dem bald chronisch werdenden Konflikte zwischen den beiden
Vormächten gab die Massenversammlung zugunsten des Augusten-
burgers zu Altona am 23. Jan. 1866, die der österreichische Statt-
halter unter der einzigen Bedingung, daß keine Beschlüsse gefaßt
werden dürften, zugegeben hatte. Daraufhin erfolgte am 26. Jan.
1866 die Absendung einer preußischen Note, die energisch über
die revolutionären Umtriebe in Holstein Klage führte, welche dort
unter dem Schutze des Doppeladlers stattfänden; wenn sich eine
gemeinsame Politik der beiden Mächte nicht möglich mache, werde
Preußen von der Freiheit seiner Politik auch in Holstein völlig
Gebrauch machen. Die Antwort Österreichs vom 7. Febr. nahm
die gleiche Freiheit für sich mit großer Schärfe in Anspruch
und betonte, daß es nie in eine Annexion beider Herzogtümer
durch Preußen willigen werde. Dem sächsischen Gesandten in Berlin
aber, dem Grafen Hohenthal, erklärte Graf Bismarck am 13. Febr.