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1866: so könne es nicht fortgehen, es müsse ein neues Provi-
sorium geschaffen und der Augustenburger aus Holstein weg-
gewiesen werden. Wolle das Osterreich nicht, so möge es zu-
sehen, „ob es sich mehr vor der preußischen Armee oder vor
dem Geschrei der liberalen Blätter zu fürchten habe“. Bei dieser
Gelegenheit tadelte Bismarck auch in heftigem Tone die „Popu-
laritätssucht" und den Liberalismus der sächsischen Regierung.
Er zielte dabei auf die Angriffe ab, welche Preußen in den Organen
des gerade in Sachsen besonders ausgebildeten großdeutschen
Liberalismus erfuhr und die sächsische Regierung nicht hinderte.
Daß dic offiziösen Blätter, wie das „Dresdener Journal“ und
die „Leipziger Zeitung“ gegen Preußen Front machten, war nur
ein Widerhall der von Norden herkommenden Herausforderungen.
Unter den Witzblättern zeichneten sich die „Seifenblasen“ mehr
durch die hämische und kleinliche Art ihrer Polemik als durch
Witz aus.
So energisch nun auch Bismarck gegen Osterreich und seine
wirklichen oder vorausgesetzten Verbündeten zu Felde lag, so war
man doch von einer kriegerischen Verwicklung noch weit entfernt;
namentlich König Wilhelm schreckte vor der Verantwortung eines
Krieges bei seinem Alter und aus einer Art pietätsvollen Scheu#
vor dem Bruche mit dem glorreichen Verbündeten seines Vaters
von 1813 zurück. So wurde in der von ihm zu Berlin am
28. Febr. 1866 abgehaltenen Beratung, zu der besonders hervor-
ragende Militärs herangezogen wurden, noch kein kriegerischer
Beschluß gefaßt, sondern nur die Möglichkeit einer kriegerischen
Verwicklung erwogen. Dabei kam auch die Stellungnahme zu
Sachsen in Frage, und was darüber entschieden sein sollte, wurde
in tiefstem Vertrauen dem sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal
von seinem finanziellen Berater, dem bekannten Bankier Bleich-
röder mitgeteilt, mit dem zugleich Bismarck in geschäftlicher Ver-
bindung stand. Danach waren Stimmen laut geworden, Sachsen
sofort zu besetzen, während man andererseits diesen offenbaren
Friedensbruch zurückgewiesen habe. Einig sei man sich aber über
die Okkupation Sachsens für den Fall des ausbrechenden Krieges
mit Osterreich geworden — eine an sich eigentlich selbstverständ-