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mit dem Gedanken trüge, den Gasteiner Vertrag mit gewaltsamer
Hand zu zerreißen und den bundesgesetzlichen Frieden zwischen
den deutschen Staaten zu durchbrechen. Hiervon gab Graf
Mensdorff den mittelstaatlichen Höfen unter dem 16. März
durch die erwähnte Depesche Kenntnis und fügte hinzu, Osterreich
werde, wenn die Antwort Preußens ungenügend sei, die Sache
der Herzogtümer an den Bund bringen, damit dieser die Ini-
tiative behufs der zur Wahrung des gefährdeten Bundesfriedens
sowie zur Verhütung oder Zurückweisung jeder Gewaltmaßregel
erforderlichen Maßregeln ergreife, insbesondere die Mobilisierung
der vier nicht von den Großmächten gestellten Armeekorps be-
schließe. — Wie wenig Beust mit dieser Depesche Mensdorffs
zu tun hatte, geht aus seiner Antwort an diesen hervor, in der
er die in Berlin gestellte Anfrage tief bedauert; denn erreicht
werde dadurch nichts, aber Preußen in eine noch bessere Lage
versetzt: „Die Erklärung, eine Absicht jetzt nicht zu haben, ver-
pflichtet nicht für die Zukunft, bindet aber dem Gegner die Hände.“
Und dementsprechend kam es: Bismarck verneinte natürlich die ihm
untergeschobene Absicht, und Osterreich mußte sich als unnötiger
Störenfried betrachten lassen.
Zugleich wußte Bismarck der Frage eine größere Bedeutung
zu geben. Schon zu Govone hatte er gesagt, daß nicht die schleswig-
holsteinische Sache für ihn die größte Wichtigkeit habe, son-
dern die Reform des Bundes in nationalem Sinne. In diesem
Sinne war die Bismarcksche Note an die deutschen Regierungen
vom 24. März abgefaßt und kehrte zugleich eine scharfe Spitze
gegen Osterreich. Es hieß da: „Die abnorme Lage, in welche
Preußen durch die feindselige Haltung der anderen im Bunde
befindlichen Großmacht gebracht ist, drängt uns die Notwendig-
keit auf, eine den realen Verhältnissen Rechnung tragende Re-
form des Bundes in Anregung zu bringen.“ Weiterhin ward
dann die Frage an die Bundesregierungen gestellt, inwieweit
Preußen auf Unterstützung rechnen könnte, falls es von Oster-
reich angegriffen oder durch unzweideutige Drohungen zum Kriege
gedrängt werde. Als diese Note von dem preußischen Gesandten
Grafen Schulenburg in Dresden überreicht wurde, fügte dieser ge-