Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 363 — 
mit dem Gedanken trüge, den Gasteiner Vertrag mit gewaltsamer 
Hand zu zerreißen und den bundesgesetzlichen Frieden zwischen 
den deutschen Staaten zu durchbrechen. Hiervon gab Graf 
Mensdorff den mittelstaatlichen Höfen unter dem 16. März 
durch die erwähnte Depesche Kenntnis und fügte hinzu, Osterreich 
werde, wenn die Antwort Preußens ungenügend sei, die Sache 
der Herzogtümer an den Bund bringen, damit dieser die Ini- 
tiative behufs der zur Wahrung des gefährdeten Bundesfriedens 
sowie zur Verhütung oder Zurückweisung jeder Gewaltmaßregel 
erforderlichen Maßregeln ergreife, insbesondere die Mobilisierung 
der vier nicht von den Großmächten gestellten Armeekorps be- 
schließe. — Wie wenig Beust mit dieser Depesche Mensdorffs 
zu tun hatte, geht aus seiner Antwort an diesen hervor, in der 
er die in Berlin gestellte Anfrage tief bedauert; denn erreicht 
werde dadurch nichts, aber Preußen in eine noch bessere Lage 
versetzt: „Die Erklärung, eine Absicht jetzt nicht zu haben, ver- 
pflichtet nicht für die Zukunft, bindet aber dem Gegner die Hände.“ 
Und dementsprechend kam es: Bismarck verneinte natürlich die ihm 
untergeschobene Absicht, und Osterreich mußte sich als unnötiger 
Störenfried betrachten lassen. 
Zugleich wußte Bismarck der Frage eine größere Bedeutung 
zu geben. Schon zu Govone hatte er gesagt, daß nicht die schleswig- 
holsteinische Sache für ihn die größte Wichtigkeit habe, son- 
dern die Reform des Bundes in nationalem Sinne. In diesem 
Sinne war die Bismarcksche Note an die deutschen Regierungen 
vom 24. März abgefaßt und kehrte zugleich eine scharfe Spitze 
gegen Osterreich. Es hieß da: „Die abnorme Lage, in welche 
Preußen durch die feindselige Haltung der anderen im Bunde 
befindlichen Großmacht gebracht ist, drängt uns die Notwendig- 
keit auf, eine den realen Verhältnissen Rechnung tragende Re- 
form des Bundes in Anregung zu bringen.“ Weiterhin ward 
dann die Frage an die Bundesregierungen gestellt, inwieweit 
Preußen auf Unterstützung rechnen könnte, falls es von Oster- 
reich angegriffen oder durch unzweideutige Drohungen zum Kriege 
gedrängt werde. Als diese Note von dem preußischen Gesandten 
Grafen Schulenburg in Dresden überreicht wurde, fügte dieser ge-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.