— 365 —
aber von den Regierungen viel verlangt, auf den Vorschlag ein-
zugehen, da noch gar kein Wahlgesetz und kein Verfassungsentwurf
vorhanden war. Trotzdem wurde dem preußischen Antrage in
Frankfurt der Achtungserfolg, daß man ihn an eine Kommission
verwies.
Währenddessen zeigte die österreichische Politik wieder die
sonderbarsten Schwankungen. Mit Bezug auf die von König
Wilhelm am 29. März unterzeichneten Rüstungsbefehle erließ
Graf Mensdorff am 7. April eine scharfe und verletzende Note
nach Berlin, worin er Osterreichs Mißtrauen gegen Preußens
Zuverlässigkeit in der Rüstungsfrage zum Ausdrucke brachte. Auf
diese antwortete Bismarck in gleichem Tone am 15. April. Da-
mit schien der Krieg vor der Tür zu stehen. Aber schon am
13. April hatte Mensdorff dem sächsischen Gesandten von Könneritz
eine eigentümliche Eröffnung gemacht: „die höheren österreichischen
Militärs seien sehr gegen ihn aufgebracht, da sie den Ausbruch
des Krieges für unvermeidlich hielten und darum energische
Rüstungen von ihm verlangten; er sei aber anderer Ansicht und
halte vielmehr — zwar nicht aus Gründen, denn er
habe keine dazu, sondern mehr aus Instinkt — die
Erhaltung des Friedens immer noch für möglich und scheue daher
jedes Geldopfer für Kriegsrüstungen.“
Dem entsprach dann auch die von dem Grafen Mensdorff
am 18. April als Antwort auf die von Bismarck am 15. April
abgelassene Depesche. Im Anschluß an gleichermaßen gegebene
Zusicherungen Preußens erklärte auch er sich anheischig, die
Truppenverschiebungen, durch die sich Preußen beunruhigt fühle,
rückgängig zu machen. Er fügte hinzu, der Kaiser fasse den
25. April als den Tag ins Auge, an dem die Befehle zur Ab-
rüstung ergehen könnten. Darauf antwortete Bismarck am
21. April, Preußen sei bereit mit der Heimsendung der Truppen,
gleichzeitig mit Osterreich vorzugehen, vermied es aber hierfür,
wie das Osterreich getan, einen bestimmten Termin festzusetzen.
Man kann es heute klar heraussagen, daß diese Wendung zwar
in ganz Deutschland ein Aufatmen friedlicher Hoffnung herbei-
führte, daß sie aber eben darum nicht nach dem Sinne Bismarcks