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Noch unter dem Einflusse der friedlichen Aussichten versam-
melten sich auf Einladung v. d. Pfordtens die Minister von
Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau
und der thüringischen Lande mit Ausnahme Altenburgs am 22.
und 23. April in Augsburg, um offiziell über den preußischen
Vorschlag der Bundesreform zu beraten. Von irgend welchem
Werte für die weitere Entwicklung der Dinge war jene Kon-P
ferenz nicht, die lediglich an Preußen das Ersuchen zu stellen
beschloß, ein detailliert ausgearbeitetes Projekt der von ihm be-
absichtigten Bundesreform dem Bundestag vorzulegen. Beust be-
merkte hierzu, daß dann die übrigen Regierungen sofort ein Gegen-
projekt ausarbeiten müßten. Seine feindselige Stimmung gegen
Preußen bezeugt Herzog Ernst II. von Koburg-Gotha, der mit
Beust vor dessen Weiterreise nach Augsburg in der Nacht vom
18. zum 19. April in der Wohnung des Kreisdirektors von Burgs-
dorff zu Leipzig eine Besprechung hatte. Er berichtet von sehr
kriegerischen Außerungen des sächsischen Ministers, die er gern
dem Umstande zugeschrieben hätte, daß jener als Laie in mili-
tärischen Angelegenheiten mit der Lage nicht genug vertraut ge-
wesen sei, und daß er sich Mühe gegeben habe, „die Vorstellungen
Beusts von der voraussichtlichen militärischen Überlegenheit der
Gegner Preußens zu berichtigen“. — Der Bundestag in Frank-
furt entschied sich, obwohl er schon für den preußischen An-
trag vom 9. April einen Ausschuß niedergesetzt hatte, am
26. April für die Augsburger Beschlüsse, in bezeichnender Ab-
wesenheit des preußischen Bundestagsgesandten von Sovigny.
Bismarck aber wies die Augsburger Beschlüsse eben mit dem
Verlangen, erst seinen Antrag zu erledigen, ab und vernichtete
dadurch die Gegenmine der Augsburger.
Am 28. April übergab und verlas der preußische Gesandte
von Schulenburg Beust eine Beschwerdenote über die sächsischen
Rüstungen, namentlich über die Einziehung der beurlaubten Mann-
schaften und die in den offiziellen Blättern ausgeschriebenen Pferde-
käufe. Es wurde gedroht, wenn nicht sofortige Abrüstung erfolge,
werde man militärische Maßregeln gegen Sachsen ergreifen. Die
sehr ausführliche Antwort Beusts vom 29. April ging, wie nicht wohl