Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 369 — 
als strengdenkender Jurist lediglich den bundesrechtlichen Stand- 
punkt festhielt und diesem zuliebe und zur Erhaltung des Bundes 
alle Mittel aufzuwenden für seine unausweichliche Pflicht hielt. 
Dazu gehörte auch ein Schreiben, das er am selben 29. April, 
an dem die Beustsche Note nach Berlin abging, an den König 
von Preußen schickte. Nach den im alten freundschaftlichen Tone 
gehaltenen Eingangsworten verbürgt sich der König für die Richtig- 
keit der Angaben über den Effektivbestand der sächsischen Armee 
und fährt dann fort: „Ich bitte Dich, allen Insinuationen, von 
welcher Seite sie auch kommen mögen, keinen Glauben zu schenken. 
Wir haben überhaupt in dieser ganzen Sache nirgends speziell 
sächsische Politik getrieben, sondern nur den Bundesstandpunkt 
festgehalten und nur das getan, was derselbe und unsere Sicher- 
heit mit der peinlichen Lage, in der wir uns schon seit Monaten 
befinden, dringend erheischt. Möge der Himmel uns vor traurigen 
Konflikten und dem damit verbundenen unsäglichen Jammer be- 
wahren.“ 
Zweifellos verfehlten diese aus einem aufrichtigen Empfinden 
hervorgegangenen ernsten Worte nicht, auf das Herz des preußi- 
schen Königs Eindruck zu machen. Aber weder war er willens, 
die Erhaltung des Bundes noch als für irgend jemand ersprieß- 
lich zu vertreten, noch in der Lage, die Ereignisse in ihrem 
Laufe aufzuhalten. Während sein Minister die Beustsche Antwort 
für ungenügend erklärte, die sächsische Armee nur als die Vorhut 
OÖsterreichs erklärte und dabei dem Grafen Hohenthal versicherte: 
Preußen werde daher Truppen an die sächsische Grenze schicken, 
und was diese dann später vielleicht dort tun würde, sei Sache 
für sich —, hatte bereits am 28. April trotz der gegenteiligen 
Versicherungen Bismarcks La Marmora in einem Rundschreiben 
an die europäischen Höfe die italienische Mobilmachung im wei- 
testen Maßstabe als richtig erklärt. In einer Unterredung mit 
dem genannten sächsischen Gesandten am 2. Mai beleuchtete Bis- 
marck, offenbar in höherem Auftrage, noch einmal die Vorteile, 
die Sachsen aus dem schon einmal angebotenen Bündnis mit 
Preußen erlangen würde. Da dies Angebot gleichbedeutend war 
mit der Auflösung des Bundes, so fand es in Dresden kein Gehör. 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 24
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.