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eine war ganz eigentümlicher Natur. Am 31. Mai erschien näm-
lich bei Beust ein Freiherr Anton von Gablenz, ein Bruder des
bekannten österreichischen Feldmarschalleutnants, der bis zu seiner
im Jahre 1850 erfolgten Übersiedlung nach Preußen Direktor der
sächsisch-schlesischen Eisenbahn gewesen war, und eröffnete ihm
folgenden Plan: die Elbherzogtümer würden als besonderer
Bundesstaat an den Prinzen Albrecht von Preußen Sohn, oder
an den Großherzog von Oldenburg gegeben, Preußen behielte aber
Kiel, Düppel und Sonderburg und zahle dafür 5 Millionen Taler
an Osterreich als Ersatz der Kriegskosten. Ferner solle Preußen
seinen Plan zur Bundesreform zurücknehmen, schlage aber vor,
daß augenblicklich eine Revision der Bundesverfassung in dem
Sinne vorgenommen werde, daß Preußen die Führung in Nord-
deutschland, Osterreich in Süddeutschland übernehme. Ursprüng-
lich hatten die Pläne Gablenz' anders gelautet, mit denen
er sich ohne irgend einen Auftrag an den Grafen Mensdorff
gewandt hatte. Dieser hatte nicht gerade abgelehnt, worauf der
Vermittler eigener Wahl sich zu Bismarck begeben hatte; bei
diesem erfuhr das Programm in Besprechungen, die vom 13. bis
20. Mai dauerten, die Umgestaltung in die obige Form und
mit ihr machte sich Gablenz wieder auf nach Wien, wo er am
25. Mai vom Kaiser selbst empfangen wurde. Dieser bedauerte,
daß dieser Vorschlag nicht vor sechs oder acht Wochen gemacht
worden wäre, jetzt sei es wohl zu spät; in Wahrheit argwöhnte
er, daß eine unbekannte List Bismarcks dahinter stecke. Wir wissen
heute u. a. aus Friesens Aufzeichnungen, daß Bismarck das Pro-
jekt doch insofern ernst meinte, als es gegenüber der noch an
höchsten Stellen vorhandenen Friedensströmung als letzter Ver-
such ins Feld geführt werden konnte. Überdies ließ die Kriegs-
lust den Friedensvorschlag beiseite schieben, der zweifellos für
Osterreich große Vorteile bot. Am 28. Mai lehnte Graf Mens-
dorff den „unterirdischen Friedensversuch" ab, und nun war
Gablenz nach Dresden gekommen, um Beust zur Befürwortung
der von ihm vertretenen Sache in Wien zu gewinnen. Es ist
nicht zu verwundern, daß er sich hier ebenfalls einen Korb holte.
Abgesehen von dem Mißtrauen, das Beust von vornherein