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Könneritz, begleitet von v. Nostitz, von Zezschwitz und von Lindenau
zum Grafen Einsiedel, um diesen nochmals zur Befürwortung
der Mitregentschaft des Prinzen beim Könige zu bewegen. In
diesem kritischen Augenblicke verschwieg Einsiedel, daß der König
soeben seinen Rücktritt verlangt hatte, und lehnte die ihm zu-
gedachte Mission ab, indem er die Herren an den Geh. Rat
verwies. Dieser begab sich hierauf zum Könige nach Pillnitz.
Nach kurzer Unterredung mit seinem Bruder, dem Prinzen Maxi-
milian, teilte der König den Geh. Räten die Gewährung der
vorgetragenen Bitte und zugleich den Verzicht seines Bruders
auf die eventuelle Nachfolge mit; außerdem ernannte er an Stelle
des Grafen Einsiedel Bernhard von Lindenau zum leitenden
Minister.
Der Jubel über diese alsbald nach der Stadt gebrachte Nach-
richt war unbeschreiblich groß und vermehrte sich bei der am
14. Sept. bekannt gegebenen königlichen Verordnung, daß außer
einer Verfassung auch eine neue Städteordnung ausgearbeitet wer-
den sollte. Illumination, begeisterte Begrüßung des Königs und
des Prinzen durch die in Parade aufgestellte Bürgergarde, ja
sogar Ausspannung der Pferde, die man dem Prinzen bei der
Illumination wie auch ein paar Wochen später in Leipzig zuteil
werden ließ, bewiesen die hochgehobene Stimmung. Als nun
aber die Regierung die Bürger aufforderte, wieder ruhig zu ihrer
Tätigkeit zurückzukehren und von der allmählichen Auflösung der
Bürgergarde sprach, begann die Stimmung umzuschlagen, weil
man das Mißtrauen hegte, daß an Stelle der Volksbewaffnung
wieder das Militär treten sollte, und daß man dann mit dessen
Hilfe die gemachten Zugeständnisse einschränken oder gar beseitigen
möchte. Eine Bekanntmachung des Mitregenten trat solchen Ge-
rüchten mit der Versicherung entgegen, daß ohne den Willen der
Bürgerschaft kein Militär in die Stadt ausgenommen werden solle.
Darauphin beeilte sich die Bürgergarde, dem Prinzen freiwillig zu
erklären, daß sie nun ganz gern den Dienst mit den Truppen
gemeinsam versorgen wollte. Die Antwort, die der Prinz diesem
Anerbieten erteilte, war bald als populäres Wort in aller Munde:
„Ich habe mich nicht getäuscht; das Vertrauen, welches ich in