Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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nach Olmütz, um das Vorgehen der Nordarmee zu beschleunigen. 
Benedek setzte, obwohl ihm der drohende Einmarsch der Preußen 
in Holstein auf Grund der Note vom 3. Juni als demnächst 
bevorstehend mitgeteilt wurde, gewichtige, dem Kaiser schon früher 
mitgeteilte Gründe einem so plötzlich veränderten Aufstellungs- 
plan entgegen. Aber ohne auf diese fachmännischen Warnungen 
zu hören, ließ die Wiener Regierung den Statthalter in Holstein 
am 6. Juni die holsteinischen Stände auf den 11. Juni nach 
Itzehoe berufen. Hierauf erfolgte als Antwort Preußens am 
7. Juni der Einmarsch der Preußen in Holstein, während Osterreich 
seinen Gesandten von Berlin abberief. 
Das war der Krieg. Zunächst jedoch beabsichtigte Oster- 
reich, wegen Störung des Bundesfriedens und vor allem wegen 
Bruchs des Gasteiner Vertrags Preußen beim Bunde anzuklagen 
und zu gleicher Zeit die Mobilisierung des gesamten Bundes- 
heeres mit Ausnahme des preußischen Kontingents zu beantragen. 
Diese Absicht teilte der österreichische Gesandte in Dresden, Herr 
von Werner am 8. Juni Beust mit, der darüber nicht erbaut 
war. Denn zunächst sah er voraus, daß sich Sachsen dann der 
Anteilnahme an jener Herausforderung Preußens nicht werde 
entziehen können. Dann aber sah er ungern Osterreich wiederum 
in die Rolle des Angreifers treten; vor allem aber hatten der 
König und er begründete Bedenken gegen die bundesrechtliche 
Seite der Sache. In letztem Sinne bat er den Gesandten, sofort 
folgendes nach Wien zu telegraphieren: der Bund kenne amtlich 
den Gasteiner Vertrag ja gar nicht, da die österreichische Regierung 
weder eine Mitteilung davon, noch eine Zustimmung dazu seitens 
des Bundes für nötig erachtet habe; daher könne die österreichische 
Regierung doch auch unmöglich verlangen, daß der Bund deshalb 
mobilisieren solle; auch sei keine Aussicht vorhanden, daß der 
Antrag angenommen werden würde. Gleichzeitig beauftragte Beust 
den sächsischen Gesandten in Wien telegraphisch, in diesem Sinne 
beim Grafen Mensdorff vorstellig zu werden. Es half nichts. 
OÖsterreich stellte am 11. Juni seinen Antrag. Preußen war ihm 
aber in einem gewissen Sinne schon zuvorgekommen. Am 
9. Juni hatte es die Erklärungen Österreichs vom 1. Juni
	        
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