Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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man sächsischerseits gehofft, die ganze österreichische Nordarmee 
in Böhmen vorzufinden, um mit ihr vereint Nordböhmen gegen 
die Preußen zu halten. Man fand aber nur das Korps von Clam- 
Gallas vor. Ein einheitlicher Feldzugsplan existierte nicht; also 
war man auf momentane Eingebung und vor allem auf einen 
recht gut organisierten Nachrichtendienst angewiesen. Vorderhand 
lag nur ein Befehl Benedeks vor, daß die Nordarmee bei Joseph- 
stadt im oberen Elbgebiete, also zirka 150 Kilometer östlich der 
augenblicklichen Stellung der Sachsen Aufstellung nehmen würde, 
und daß sich in dieser Richtung die sächsische Armee im Falle 
eines Angriffs auf das westlich von Josephstadt gelegene Miletin 
zurückzuziehen habe. Auf Clam-Gallas' Vorschlag sollte die Be- 
wegung zum Teil schon jetzt ausgeführt werden, indem sich die 
sächsische Armee auf der Eisenbahn über Prag und Pardubitz 
nach Chlumetz begebe; die Zustimmung Benedeks hierzu wurde 
eingeholt, und am 20. Juni sollte wenigstens die Infanterie und 
Artillerie befördert werden, während die Artillerie bis Jung- 
Bunzlau zu marschieren hatte und ihren Ritt am 21. Juni 
beginnen sollte. Der Kronprinz verlegte, um die Verladung der 
Truppen besser überwachen zu können, sein Hauptquartier von 
Teplitz nach Lobositz, wo er noch einmal den Besuch seiner er- 
lauchten Gemahlin erhielt. Es erwies sich aber infolge der Kläg- 
lichkeit der Beförderungsverhältnisse, daß die Abfahrtszeiten gar 
nicht eingehalten werden konnten, und überdies traf in der ersten 
Morgenfrühe des 22. eine Depesche von Clam-Gallas ein, die 
den Befehl des Oberkommandos übermittelte: nicht nach Pardubitz 
und Chlumetz, sondern nach der Iserlinie auf Münchengrätz und 
Jung-Bunzlau sollten sowohl die Sachsen als die Osterreicher 
des 1. Korps befördert werden. Nun waren aber schon mehrere 
Truppenteile nach den anfänglich angenommenen Zielen unter- 
wegs, mußten also in aller Geschwindigkeit noch von der ver- 
änderten Marschroute unterrichtet werden; es ist klar, wie leicht 
sich das hätte vermeiden lassen, wenn Benedek seinen Befehl 
direkt an den Kronprinzen und nicht auf dem Umwege über Prag 
geschickt hätte; denn dann hätte ihn dieser 24 Stunden früher 
erhalten. Trotzdem wurden sofort die den veränderten Verhält-
	        
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