— 395 —
von einem Marsch an die Iser nicht mehr die Rede, obwohl
eine bestimmte Äußerung gerade hierüber dem Kronprinzen und
Clam-Gallas äußerst erwünscht gewesen wäre. Sie beschlossen
demgemäß die ohnehin nicht länger zu haltende Iserlinie auf-
zugeben und am 28. den Marsch nach Jitschin anzutreten. Da
dieser Ort von dem von den Preußen schon besetzten Turnau
eher zu erreichen war, als von Münchengrätz aus, so ordnete
General von Edelsheim an, daß die Reiterei am 28. schon früh
4 Uhr aufsitzen solle unter Mitnahme reitender Batterien. In
der Tat erwies sich diese Maßregel als sehr notwendig, denn
um eines Haares Breite hätten die Preußen (sechs Schwadronen
unter Oberstleutnant von Heinichen) dem österreichischen Korps
unter Edelsheim das Prävenire gespielt. Das Fußvolk aber sollte
auf den zwei von Münchengrätz nach Jitschin führenden Straßen
dorthin marschieren: die Österreicher auf der näheren, aber den
Preußen ausgesetzten Straße über Sobotka, zugleich damit beauf-
tragt, den Rückzug zu decken, die Sachsen auf der südlichen etwas
weiteren Straße. Die österreichische Nachhut, die Brigade Lei-
ningen blieb also zunächst noch jenseits des Iserflusses stehen
und wurde am 28. Juni früh von der Brigade Schöler angegriffen,
hinter der die weitere preußische Macht stand. Der Posten wurde
von den Osterreichern so gut als möglich verteidigt und dann
der Rückzug über den Fluß unter Abbruch der Brücke angetreten.
Der Abzug gelang, nur durch ein von den Österreichern ehrenvoll
durchgeführtes Gefecht bei Podkosti unterbrochen, sonst ohne wei-
tere Fährnisse bis Jitschin.
Während sich nun die sächsischen und österreichischen Truppen
auf Jitschin zurückzogen, mußten sich deren Anführer die Frage
vorlegen: was tun wir nun in IZitschin? welche Absichten hat
der Oberbefehlshaber mit uns? Am Abend vorher hatte Benedek
auf Anfrage des Kronprinzen an ihn über diesen wichtigen Punkt
durch den Telegraphen geantwortet: „Armeehauptquartier am
29. nach Miletin, am 30. Jitschin.“ Von Jitschin bis Miletin
sind es 30 Kilometer, also ein Tagemarsch, von da bis Joseph-
stadt die Hälfte. Es lag also in der allerdings mehr als lako-
nischen Antwort die Aufforderung, in Jitschin sich bis zur An-