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dem den Sachsen bestimmten Nechanitz eine völlig befriedigende
Truppenschau über seine Getreuen gehalten hatte.
Mit der Erreichung der Bistritz bei Nechanitz war die Ver—
bindung mit den Osterreichern hergestellt. Der Kronprinz nahm
sein Hauptquartier in dem noch weiter östlich auf Königgrätz
gelegenen Ort Nieder-Piim, von wo aus er am 1. Juli folgen-
den Tagesbefehl erließ: „Ernste, schicksalsvolle Tage haben wir
jetzt miteinander verlebt; waren sie auch keine glücklichen, mit
Euch bin ich zufrieden. Ihr zeigtet die altbewährte sächsische
Tapferkeit gegen doppelt überlegene Überzahl, und was noch mehr
ist, inmitten der schwierigsten Verhältnisse feste Manneszucht und
geschlossene Ordnung.“
Freilich bot sich auch jetzt keine fröhliche und sichere Aus—
sicht auf Sieg. Der Generalissimus Benedek, von Italien nach
einem Kriegsschauplatz versetzt, den er nicht kannte und nur mit
geheimem Widerwillen betrat, ein selbst nicht wissenschaftlich durch—
gebildeter Stratege und darum abhängig von seinem mit apodik-
tischer Gewißheit, aber meist unzutreffend urteilenden General=
stabschef Krismaniê, hatte angesichts der in den letzten Tagen
erlittenen Niederlagen und der zum Teil schon demoralisierten
Armec am 1. Juli 11½⅛ Uhr dem Kaiser telegraphisch den Rat
erteilt, um jeden Preis Frieden zu schließen, da die Katastrophe
für die Armee unvermeidlich sei. Nach über zweistündiger Pause
erfolgte die Antwort des Kaisers, von der nur die drei Anfangs-
sätze bekannt geworden sind; der dritte davon mutet am merk-
würdigsten an: „Einen Frieden zu schließen, unmöglich. Ich
besehle — wenn unausweichlich — den Rückzug anzutreten. Hat
eine Schlacht stattge funden?“ Wahrhaftig, im Zeitalter
des Telegraphen eine sonderbare Anfrage, die doch nur den kaiser-
lichen Wunsch halbwegs verhüllen solle, daß er eine Schlacht
wünsche.
Es kann hier keine erschöpfende Schilderung der Schlacht
von Königgrätz in ihrem so umfangreichen Verlaufe gegeben
werden; nur soweit die sächsischen Truppen in Aktion ge-
treten sind, soll ihrer und auch nur so kurz als möglich
gedacht werden. Zunächst ist zu bemerken, daß der Kronprinz