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das Kommando über die ihm bislang unterstellten österreichischen
Truppen an den Generalissimus zurückgab. Am 2. Juli erfreuten
sich die sächsischen Truppen des so sauer verdienten Rasttags. Kron-
prinz Albert benutzte diesen zu einer eingehenden Besichtigung
des Geländes und entdeckte hierbei die beherrschende Lage des
Schlosses Hradek auf einer Anhöhe an der von Nechanitz nach
Königgrätz führenden Straße. Sehr wohl konnte von hier aus
der Ubergang über die Bistritz mit Hilfe von Artillerie verhindert
werden. Er ließ deshalb am Nachmittag Batteriestellungen aus-
heben und wurde in diesen Maßnahmen durch die Nachricht
bestärkt, daß starke feindliche Kräfte gegen Nechanitz im Anzuge
seien. Es war diese Maßregel ganz richtig, sie entsprach aber
nicht den Auffassungen des Generalissimus, der nun ein paar
Tage vor den Preußen Ruhe zu haben vermeinte und noch in
einem am selben 2. Juli abgehaltenen Kriegsrate, dem der General=
stabschef des Kronprinzen von Fabrice beiwohnte, nicht die leisesten
Anordnungen für eine Schlacht traf.
Kronprinz Albert aber, der einen umfassenden Vorposten-
dienst eingerichtet hatte, traf infolge der eingegangenen Nachrichten
von der Annäherung des Feindes seine Gefechtsdispositionen mit
aller Umsicht und ließ sie mit der Bitte um Verhaltungsbefehle
gegen ½8 Uhr abends dem Generalissimus melden. Es erfolgte
darauf gegen Mitternacht der Befehl des Oberstkommandierenden,
daß er willens sei, die Schlacht mit der gesamten Armee
anzunehmen. Die schon vom Kronprinzen angeordneten Maß-
regeln wurden ignoriert und den Sachsen eine weiter flußaufwärts
liegende Stellung auf den nördlich von Popowitz gelegenen Höhen
angewiesen. Eine im Morgengrauen des regnerisch und neblig
aufsteigenden 3. Juli unternommene Besichtigung dieser Gegend
ergab die völlige Unmöglichkeit, diese Stellung zu halten, nament-
lich da die eingegangenen Meldungen von dem Anrücken der
Preußen nach Süden zu eine Umgehung als geradezu durch diese
Aufstellung angeboten erscheinen ließen. Es suchte darum in
selbständiger und, wie sich bald erwies, glücklicher Entscheidung der
Kronprinz sich eine andere Stellung aus und wählte sie auf
der Höhe von Problus und Nieder= und Ober-Prim; südlich von