Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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sächsischen teils bei Preßburg, teils bei Wien stehenden Truppen 
bei Bruck an der Leitha, nördlich vom Neusiedler See, in Aus- 
sicht genommen war, sich nicht notwendig machen werde. Dagegen 
sollte nun das gesamte sächsische Korps am 30. Juli bei Wien 
in Kantonnements zwischen Mödling, Vöslau und Laxenburg 
zusammengezogen werden. Der unter dem Kronprinzen vereinigte 
Teil hatte schon am 20. Juli nach einer Parade vor dem Erzherzog 
Albrecht und dem Kronprinzen und dann zu Schönbrunn vor 
König Johann südlich von Wien an der Straße nach Baden 
Kantonnements bezogen. 
Bevor die Verhandlungen zu Nikolsburg begannen, hatte 
Kaiser Franz Josef Beust zu sich berufen und ihm in Gegenwart 
des Ministers des Äußeren, Grafen Mensdorff und des Ministers 
Grafen Esterhazy, eröffnet, er sei zum Frieden entschlossen, werde 
jedoch den Krieg fortsetzen, wenn König Johann es verlange. 
Beust, der über diese Eventualität sich schon mit dem Könige 
verständigt hatte, antwortete: „Wenn umgekehrt Eure Moajestät 
erklärten, den Krieg fortzuführen, jedoch Frieden schließen zu 
wollen, falls der König es verlange, würde mein Herr erwidern, 
er sei bereit, bis auf das Außerste im Kampfe auszuharren. Aber 
auf dem Krieg zu bestehen, da Eure Moajestät Frieden schließen 
wollen, hieße eine Verantwortung übernehmen, die der König 
nicht übernehmen kann.“ Darauf verlangte der Kaiser zu wissen, 
welche Bedingungen der König stelle. Beust erwiderte: „Integri- 
tät Sachsens und dessen Beitritt zum Süddeutschen Bunde.“ Beides 
wurde zugesagt und Beust begab sich mit den beiden Ministern 
auf die Staatskanzlei, wo die entsprechenden Instruktionen für 
die österreichischen Bevollmächtigten aufgesetzt wurden. 
Diese den Denkwürdigkeiten Beusts selbst entnommene Dar- 
stellung gibt zunächst zu der Frage Veranlassung: Waren denn 
seinerzeit bei der Entschließung, sich Osterreich ganz in die Arme zu 
werfen, keinerlei Vereinbarungen über die Zukunft Sachsens ge- 
troffen worden, für den Fall, daß der Feldzug unglücklich endete? 
Leider muß diese Frage verneint werden. Die Vereinigung der 
sächsischen Truppen mit dem österreichischen Heere war ohne jede 
Vertragsbedingung erfolgt; nur über die eventuelle Beteiligung
	        
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