Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Sachsens an den Friedensberatungen wurden in den letzten Tagen 
des Juni, also als die Dinge noch ein ganz anderes Ansehen hatten, 
gewisse Abmachungen noch von Prag aus mit dem Wiener Kabinett 
getroffen. Wie stand es aber mit dieser Beteiligung bei den 
Präliminarverhandlungen in Nikolsburg? Nun, eine solche hatte 
überhaupt nicht statt. Jedenfalls aber konnten doch die österreichi- 
schen Unterhändler, die schon mit der Wahrung der Integrität 
Sachsens beauftragt waren, auch mit der Sorge für die Aus- 
dehnung des Nikolsburger Waffenstillstandes auf Sachsen betraut 
werden. Da dies nicht geschah, so ergab sich die üble Folge, daß 
Sachsen auch nach dem 26. Juli in vollem Kriegszustand mit 
Preußen verblieb. Tatsächlich genoß die sächsische Armee den 
Waffenstillstand insofern, als sie infolge ihres Aufenthalts auf 
österreichischem Gebiete vor den Angriffen der preußischen Armee 
gesichert war, aber die Kriegsreservisten konnten noch nicht nach 
Hause entlassen werden, ohne sofort von den preußischen Militär- 
behörden als Kriegsgefangene behandelt zu werden, und ferner 
fuhren die in Sachsen für die Verwaltung des Landes von Preußen 
eingesetzten Militär= und Zivilbehörden ruhig fort, ganz wie in 
Feindesland zu schalten, so daß die vom Könige zurückgelassene 
Kommission einen sehr schweren Stand hatte. Es hatte das dann 
auch die weitere Folge, daß Sachsen die Friedensverhandlungen 
in währendem Kriegszustande zu führen hatte. Schüchterne Ver- 
suche Osterreichs, zugunsten des bedrängten Bundesgenossen später- 
hin zu intervenieren, wurden von Preußen als eine unberechtigte 
Einmischung in fremde Angelegenheiten zurückgewiesen. 
Was nun den Fortbestand Sachsens in seinen derzeitigen 
Grenzen anging, so behauptet Beust, daß er hierfür von Napoleon 
die besten Versicherungen erwirkt habe, und eine dementsprechende 
Weisung erhielt auch der französische Botschafter in Berlin Graf 
Benedetti von seinem Herrn telegraphisch zugestellt, ehe die Nikols- 
burger Verhandlungen begannen. Aber daneben besteht die andere 
Tatsache, daß Kaiser Napoleon um die nämliche Zeit dem Grafen 
Goltz in Paris versicherte, er werde nichts gegen die Einverleibung 
eines Teiles von Sachsen haben, etwa des Leipziger und des 
Bautzener Kreises; er munterte Preußen sogar auf, sich ein Stück 
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