Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 423 — 
tigen Weg finden werde. Durch Hohenthal eines anderen belehrt, 
fanden sie es unkollegialisch, namentlich nach Friesens Meinung, 
Beust unmittelbar zum Rücktritt aufzufordern; sie wählten die 
erwähnte Form, dem Könige insgesamt ihre Portefeuilles wieder 
zurückzustellen. Graf Hohenthal reiste darauf nach Berlin weiter, 
wo er mit Bismarck am Abend des 8. Aug. eine längere Unter- 
redung hatte. Hierbei bezeichnete Bismarck von vornherein als 
„Präjudizialforderung“: die Einreihung der sächsischen Armee 
in die preußische. Auch hatte Graf Hohenthal einen Brief 
des Königs Johann an den mittlerweile nach Berlin zurück- 
gekehrten König Wilhelm abzugeben; es stand darin, daß er fest 
und treu an dem alten deutschen Bunde gehalten und seine Pflichten 
gegen denselben bis zum letzten Augenblick gewissenhaft erfüllt 
habe, weil der Bund zu Recht bestanden habe und das einzige 
nationale Band für das gesamte Deutschland gewesen sei. Wie 
die Verhältnisse jetzt lägen, habe Sachsen keine andere Wahl, als 
den Anschluß an den norddeutschen Bund; er unterwerfe sich 
dieser Notwendigkeit; das Wohl Sachsens erheische aber, daß 
dieser Anschluß ein ganz ehrlicher, loyaler und von jedem Hinter- 
gedanken freier sei, da Sachsen für die Zukunft nur in einem 
engen und treuen Anschlusse an Preußen fortbestehen könne. 
Das Entlassungsgesuch seines Ministeriums nahm der König 
nicht an; es überzeugte ihn jedoch von der Notwendigkeit der 
Entlassung Beusts. Dieser hatte, wie er am 10. Aug. den Kollegen 
in Dresden anzeigte, dem Könige seine Entlassung sofort angeboten; 
es habe dieser aber befunden, daß erst die Antwort aus Berlin 
über die persönliche Teilnahme Beusts an den Friedensverhand- 
lungen abgewartet werden solle. Die Ablehnung aus Berlin ließ 
nicht auf sich warten. Infolgedessen reichte nun Beust am 
15. Aug. sein Entlassungsgesuch ein, das am folgenden Tage 
von Schönbrunn aus in den gnädigsten Ausdrücken die Gewährung 
des Königs erhielt. Es beweist für die anhängliche Gesinnung 
des Königs an den schon von seinem verstorbenen Bruder ge- 
schätzten Diener, wenn er ihm am 17. Aug. folgendes Billett 
aus Schönbrunn zusandte: „Liebster Freund! Ich hoffe nicht, 
daß Sie sich abhalten lassen, zu mir zu kommen, wenn es Ihnen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.