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gefällt. So weit sind wir noch nicht, daß ich Sie nicht sehn
könnte, solange Sie hier bleiben, wenn es nur Ihnen ansteht.“
Bekanntlich trat dann Beust als leitender Minister in österreichi-
schen Dienst. Der König sandte ihm in einem Glückwunschschreiben
unter anderen Winken auch diesen sehr charakteristischen: „Noch
Eins! Sie schreiben sehr schön — nicht kalligraphisch! — aber
vergessen Sie nicht, daß Nadelstiche oft mehr Weh und mehr Zorn
verursachen als Prügel!“ —
Werfen wir nun noch einen Blick auf die Schicksale des Landes
während der Okkupation durch die Preußen. Die von König
Johann vor seinem Weggange eingesetzte Landeskommission trat
mit dem Tage des Wegganges, dem 16. Juni, sofort in Tätig-
keit. Wie sie selbst es auch in einer Ansprache an das sächsische
Volk erklärte, wollte sie möglichst die Regierung des abwesenden
Königs fortführen und die Ordnung im Lande durch möglichst
gleichförmige Weiterbesorgung der Geschäfte aufrechterhalten.
Friesen faßte ferner je ein Schreiben an den zu erwartenden
Militär= und an den Zivilgouverneur ab, in dem die Kommission
ihre Existenz anzeigte. Als am 18. Juni General Herwarth von
Bittenfeld einrückte, brauchte das für ihn bestimmte nur adressiert
zu werden und wurde sofort von dem Generalleutnant von Engel
überbracht. Der preußische Kommandeur zeigte sich durchaus
liebenswürdig, verwies aber die Kommission, mit deren Mit-
gliedern er alsbald die offiziellen Besuche austauschte, an den
noch zu erwartenden Zivilkommissar, den Landrat von Wurmb,
der noch im Laufe des Tages in Dresden eintraf und am folgen-
den Tage auch in der Sitzung der Landeskommission erschien.
Den anfänglichen Ton, in dem er, auf eine frühere ähnliche
Mission in Baden verweisend, einschlug und für den Fall von
Hintergehungen oder falschen Mitteilungen usw. gleich mit Er-
schießen drohte, änderte er alsbald, als man ihm mit Würde
bedeutete, daß derartige Maßregeln wohl schwerlich Leuten wie den
in der Kommission sitzenden gegenüber notwendig und wohl auch
kaum lediglich von ihm abhängig sein würden. Er verstand sich
sogar zu der Erklärung: „Seiner Majestät dem Könige von
Preußen liege nichts ferner, als in die Tätigkeit der sächsischen