Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 434 — 
Osterreichs Verwendung im sächsischen Interesse von Bismarck 
ganz energisch zurückgewiesen wurde, französische Vermittlungs- 
versuche, wie sie von Wien aus angeregt wurden, das höchste 
Mißtrauen erweckt haben würden, so war Sachsen völlig der 
Gnade des Siegers überliefert, und dieser war, wie die Bevoll- 
mächtigten gleich am Tage nach ihrer Ankunft in Berlin er- 
fuhren, nicht gewillt, Großmut walten zu lassen. Es wurde 
ihnen eine ÄAußerung Bismarcks zugetragen, daß er dem Könige 
von Sachsen Bedingungen stellen werde, die dieser ehrenhafter- 
weise gar nicht annehmen könne. Dazu kam dann die ergänzende 
Bemerkung, die sie bei ihrer ersten Zusammenkunft aus seinem 
eigenen Munde hörten: „die Integrität des Landes sei zwar 
in Nikolsburg zugestanden worden, keineswegs aber die der 
Dynastie“. Und zugleich kam er mit seinem von ihm als un- 
abänderlich bezeichneten Grundsatz hervor, daß die sächsische Armee 
aufgelöst und mit der preußischen vereint werden, Sachsen aber 
mit preußischer Besatzung versehen werden müsse. Als selbst- 
verständlich und schon in Nikolsburg festgelegt bezeichnete Bismarck 
ferner die Zugehörigkeit Sachsens zum Norddeutschen Bunde. Je 
weniger hiergegen von den sächsischen Bevollmächtigten einzu- 
wenden war, um so mehr gegen die die Armee betreffende Forde- 
rung. Sie versuchten es zunächst mit einer Eingabe, in der sie auf 
die tapfere Haltung der Sachsen als zulänglichen Grund für ihre 
Erhaltung als selbständigen Heerkörpers hinwiesen und die un- 
bedingte Bundestreue ihres königlichen Herrn für alle Zukunft 
versicherten. 
Während Friesen und Hohenthal auf Antwort warteten, er- 
hielten sie aus Dresden die Nachricht, daß nun, wie schon längere 
Zeit angedroht, auch auf dem rechten Elbufer mit dem Baue 
von Schanzen begonnen und zu diesem Zwecke eine etwa 1200 
Morgen große Fläche schönsten Waldes in unmittelbarer Nähe 
der Stadt niedergeschlagen werden sollte. Dem dagegen Vor- 
stellungen erhebenden Minister von Falkenstein hatte man ge- 
antwortet, das sei die preußische Antwort auf den Brief des 
Königs von Sachsen an den Minister von Beust. Und nun kam 
noch hinzu, daß der mit Preußen vereinbarte Waffenstillstand
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.