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Osterreichs Verwendung im sächsischen Interesse von Bismarck
ganz energisch zurückgewiesen wurde, französische Vermittlungs-
versuche, wie sie von Wien aus angeregt wurden, das höchste
Mißtrauen erweckt haben würden, so war Sachsen völlig der
Gnade des Siegers überliefert, und dieser war, wie die Bevoll-
mächtigten gleich am Tage nach ihrer Ankunft in Berlin er-
fuhren, nicht gewillt, Großmut walten zu lassen. Es wurde
ihnen eine ÄAußerung Bismarcks zugetragen, daß er dem Könige
von Sachsen Bedingungen stellen werde, die dieser ehrenhafter-
weise gar nicht annehmen könne. Dazu kam dann die ergänzende
Bemerkung, die sie bei ihrer ersten Zusammenkunft aus seinem
eigenen Munde hörten: „die Integrität des Landes sei zwar
in Nikolsburg zugestanden worden, keineswegs aber die der
Dynastie“. Und zugleich kam er mit seinem von ihm als un-
abänderlich bezeichneten Grundsatz hervor, daß die sächsische Armee
aufgelöst und mit der preußischen vereint werden, Sachsen aber
mit preußischer Besatzung versehen werden müsse. Als selbst-
verständlich und schon in Nikolsburg festgelegt bezeichnete Bismarck
ferner die Zugehörigkeit Sachsens zum Norddeutschen Bunde. Je
weniger hiergegen von den sächsischen Bevollmächtigten einzu-
wenden war, um so mehr gegen die die Armee betreffende Forde-
rung. Sie versuchten es zunächst mit einer Eingabe, in der sie auf
die tapfere Haltung der Sachsen als zulänglichen Grund für ihre
Erhaltung als selbständigen Heerkörpers hinwiesen und die un-
bedingte Bundestreue ihres königlichen Herrn für alle Zukunft
versicherten.
Während Friesen und Hohenthal auf Antwort warteten, er-
hielten sie aus Dresden die Nachricht, daß nun, wie schon längere
Zeit angedroht, auch auf dem rechten Elbufer mit dem Baue
von Schanzen begonnen und zu diesem Zwecke eine etwa 1200
Morgen große Fläche schönsten Waldes in unmittelbarer Nähe
der Stadt niedergeschlagen werden sollte. Dem dagegen Vor-
stellungen erhebenden Minister von Falkenstein hatte man ge-
antwortet, das sei die preußische Antwort auf den Brief des
Königs von Sachsen an den Minister von Beust. Und nun kam
noch hinzu, daß der mit Preußen vereinbarte Waffenstillstand