Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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am 30. Aug. ablief. Friesen wandte sich am 27. Aug. um Ver- 
längerung an den stellvertretenden Staatssekretär des Außeren von 
Savigny, der früher Gesandter in Dresden und dann in der letzten 
Periode des Bundestags Vertreter Preußens zu Frankfurt gewesen 
war. Savigny nannte als Vorbedingung die zeitweilige ÜUbergabe des 
Königsteins an Preußen, wenigstens unter geteiltem Kommando 
und Demobilisierung der bei Wien stehenden Truppen. Die Er- 
mächtigung, hierüber abzuschließen, kam in den letzten Tagen 
des August an. Gerade am selben Tage aber versuchte sich die 
erwähnte österreichische Vermittlung geltend zu machen. Infolge- 
dessen ließ Bismarck durch Savigny Friesen wissen, es ginge für 
ihn daraus klärlich hervor, daß Sachsen immer noch nicht zu 
ehrlichen direkten Unterhandlungen bereit sei, sondern auf Um- 
wegen zum Ziele kommen wolle. Dahin wurde auch der lediglich 
auf die allernotwendigsten Höflichkeiten sich beschränkende Ver- 
kehr mit dem französischen Botschafter Benedetti gerechnet. Vor 
allem aber äußerte sich Savigny im höchsten Grade ungehalten 
über die Veröffentlichung des Briefes an Beust, von der er nicht 
anders meinte, als daß sie unter ausdrücklicher Zustimmung des 
Königs geschehen sei. Demgegenüber hatten die beiden Abge- 
sandten einen sehr schweren Stand, namentlich in der Zurück- 
weisung der letzterwähnten Unterstellung. Am liebsten hätten sie 
Berlin wieder verlassen, da sie nach keiner Seite hin Erfolg sahen; 
aber der König ermahnte sie freundlich zum „Ausharren im 
Fegefeuer“ und unterstützte sie durch bereitwilligstes Eingehen auf 
ihre Vorschläge. 
Zum Glücke hatte die Zeit des Hangens und Bangens am 
längsten gedauert. Mag, wie Friesen es in einem Berichte an 
seinen königlichen Herrn es einmal ausspricht, Bismarcks Zorn 
und Mißtrauen zum größten Teil nicht so ganz ernst gewesen 
sein, mögen anderweitige politische Anschauungen sich geltend ge- 
macht haben, oder auch ein Wechsel in den Ansichten der Mili- 
tärs eingetreten sein, wie Friesen ebenfalls vermutet, jedenfalls 
begann Bismarck mit dem 5. Sept. sanftere Saiten aufzuziehen. 
Auch dürfte damals der Einfluß hervorragender und maßgebender 
Persönlichkeiten sich für Sachsen verwendet haben. So hielt sich 
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