Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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tischen Schatten werfen. Mit Recht machte daher Friesen in 
einem Schreiben vom 18. Sept. auf die Unzuträglichkeiten eines 
längeren Aufenthaltes des Königs in Wien aufmerksam, nach- 
dem er andererseits in einer Eingabe vom 13. Sept. vor einem 
persönlichen Eingreifen des Königs dringend und durchaus treffend 
gewarnt hatte. Am 26. Sept. verließ König Johann Wien und 
begab sich über Regensburg nicht, wie anfangs geplant war, 
nach Teplitz, sondern nach Prag, wo er am 27. Sept. eintraf und 
Friesen mit den neuesten Nachrichten aus Berlin vorfand. Es 
war nicht zu verwundern, daß dieser an dem Könige zwar die 
gewohnte philosophische Ruhe und Gefaßtheit, aber doch auch eine 
sehr ernste und trübe Stimmung bemerkte. Das Stilleben im 
Bereiche des deutschen Bundes, wie es, nur wenig gestört durch 
die europäischen Verhältnisse und durch die so rasch bezwungene 
Bewegung von 1848/49, sich unter gegenseitiger Hochachtung und 
bei großer Selbstbefriedigung hatte entwickeln können, war plötz- 
lich durch die brutale Macht der Tatsachen glatt hinweggerissen, 
und gebieterisch verlangte nicht nur der Sieger, sondern auch 
das Wohl des Landes und die machtvoll aufstrahlende Sonne 
deutscher Einheit ein bedingungsloses und selbstverleugnendes Ein- 
gehen auf das neue Gesetz. 
Es würde zu weit führen, die vielen Wirrsale eingehend 
zu erzählen, die sich noch weiterhin dem definitiven Abschluß 
des Friedens hindernd entgegenstellten. Jene Gereiztheit, Miß- 
trauensseligkeit, ÜUberhastung gepart mit langsamer Pedanterie, 
wie sie die Folgeerscheinungen großer Kräfteanspannungen zu sein 
pflegen, machten sich auch hier trotz beiderseitigen guten Willens 
bemerklich. Am 1. Okt. besuchte den König in Prag von Dresden 
aus seine damals 72jährige älteste Schwester Amalia und ent- 
warf ihm ein trübes Bild von den Leiden der Hauptstadt und 
des Landes, dem ja die preußische Okkupation täglich 10000 Taler 
kostete. Am 4. Okt. übersiedelte der König nach Karlsbad und 
hier empfing er die am 13. Okt. von den Bevollmächtigten ver- 
einbarten und am 14. Okt. von König Wilhelm genehmigten 
Verträge. Aber die Gewissenhaftigkeit des Königs ließ ihn die 
wichtige Entscheidung nicht allein treffen. Aus Wien rief er
	        
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