Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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unterstellt, dagegen das Telegraphenwesen an Preußen übertragen. 
Wichtig war die von Preußen von vornherein gestellte Forderung 
einer unbedingten Amnestie für alle während des Krieges in bezug auf 
das Verhältnis zwischen Preußen und Sachsen begangenen politischen 
Verbrechen und Vergehen; es hatte sich nämlich besonders in 
Leipzig eine starke Strömung für den Anschluß an Preußen 
geltend gemacht und dabei war es zu einem Eklat gekommen. Eine 
von der annexionistischen Partei in der Zentralhalle zu Leipzig Ende 
August abgehaltene öffentliche Versammlung war wegen feindseliger 
Außerungen gegen den König und die Regierung von dem über- 
wachenden Polizeikommissar aufgelöst worden. Darauf hatten 
sich vier Herren, darunter Professor Biedermann, nach Dresden 
begeben und gegen den Kreisdirektor von Burgsdorff Klage ge— 
führt, worauf der preußische Zivilkommissar von Wurmb den 
Kreisdirektor suspendiert hatte. Es lag nahe, daß diese und 
ähnliche Dinge nach Abschluß des Friedens wieder aufgenommen 
werden würden, so wenig liebsam das aus vielen Gründen ge- 
wesen wäre, und so war es besser, wenn gleich ein dicker Strich 
durch dieses Kapitel gemacht wurde. 
Es traten noch Bestimmungen rein militärischen Charakters 
hinzu; dazu gehörte die unverzügliche Übergabe des Königsteins 
an Preußen, wobei jedoch die Ernennung des Unterkommandanten 
in sächsischen Händen verblieb, ebenso wie das Eigentumsrecht 
an dem dortigen Kriegsmaterial; ein Teil der Besatzung wurde 
nach wic vor durch ein sächsisches Artilleriedetachement gebildet. 
Ferner sollten noch vor der Rückkehr der Truppen nach Sachsen 
umfassende Beurlaubungen eintreten, nach der Rückkehr sofortige 
Demobilisierung und Beurlaubung aller entbehrlichen Mann- 
schaften. Drittens sollte Dresden gemeinsam durch Preußen und 
Sachsen besetzt und der dortige Militärgouverneur durch den König 
von Preußen ernannt werden. 
Schon während der Friedensunterhandlungen war von Friesen 
aus politischen und kriegstechnischen Gründen ein Wechsel im 
Kriegsministerium angeregt worden. An Rabenhorsts Stelle trat 
der durch sein taktvolles Auftreten während der Verhandlungen 
auch in Preußen persona gratissima gewordene General Georg
	        
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