Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Wissens wie der Industrie ebenso eingehend unterrichtet war, als 
ein treffendes und sicheres Urteil hatte. Seine Besuche galten 
aber auch allen den Orten, die durch ein schweres Unglück, nament- 
lich durch die im Erzgebirge bei der nachlässigen Bauart häufig 
auftretenden Brände, heimgesucht worden waren. So brannte 
Adorf am 10. Sept. 1856 nieder, Gottleuba am 4. Okt. 1865, 
Johann-Georgenstadt am 19. Aug. 1868, Frauenstein am 3. Okt. 
1869. An allen diesen Stätten erschien der königliche Herr ent- 
weder schon am Tage nach dem Unglücke, oder doch nur wenige 
Tage später, um Hilfe zu spenden. Ein Unglücksfall anderer 
und furchtbarerer Art führte den König am 20. Aug. 1869 nach 
Burgk im Plauenschen Grunde, wo am 2. Aug. in den dortigen 
Kohlenwerken 274 Bergleute durch schlagende Wetter umgekommen 
waren. Königliche Hilfe und reichlich fließende private Wohl- 
tätigkeit vermochte den Hinterbliebenen wenigstens die Sorge für 
ihre Existenz ganz wesentlich zu erleichtern. 
Aus der soeben berührten landesväterlichen Tätigkeit des 
Königs erwuchs ihm jene Liebe und Anhänglichkeit, welche die 
Feuerprobe des Jahres 1866 so glänzend bestand. Es drückte 
sich das u. a. auch in namhaften Stiftungen zu seinen Ehren 
aus, die um so mehr ins Gewicht fallen, als damals die Wohl- 
habenheit des Landes noch bei weitem nicht auf der erst später 
erreichten Höhe stand. Als König Johann am 26. Aug. 1855 
in Chemnitz weilte, stiftete ein dortiger Privatmann, Karl Christ. 
Hübner, 30000 Taler zur Gründung eines Erziehungshauses nach 
Art des Rauhen Hauses in Hamburg und versprach, diese Summe 
später noch zu erhöhen; so konnte die Anstalt genau ein Jahr 
nach dem königlichen Besuche am 26. Aug. eröffnet werden; sie 
erhielt dem König zu Ehren den Namen Johanneum. In ähn- 
licher Weise stellten hochherzige Männer bei der Anwesenheit des 
Königs in Limbach bei Chemnitz am 25. Juni 1867 eine Summe 
von 7000 Talern zur Verfügung zur Gründung einer Fachschule 
für Wirkerei, „eines“, wie sie sagten, „für die zeitgemäße Fort- 
entwicklung dieser wichtigen Branche nicht mehr zu entbehrenden 
Instituts“. 
Unter durchaus friedlichen Auspizien begann das Jahr 1870,
	        
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