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unter so friedlichen, daß, wie erwähnt, in den sächsischen Kammern
ein Abrüstungsantrag gestellt werden konnte. Der Schluß dieses
Landtags erfolgte am 24. Febr. 1870. Ganz kurz vorher war
am 14. Febr. der norddeutsche Reichstag zu seiner dritten Session
zusammengetreten; er ging schon am 26. Mai wieder ausein-
ander; auch ein deutsches Zollparlament tagte kurze Zeit, vom
24. April bis 7. Mai, in Berlin, wobei doch immer mehr
das Gefühl der Zusammengehörigkeit ganz Deutschlands bemerk-
lich wurde. Am 11. Juli begann König Johann seine jährliche
Inspektionsreise, die ihn in diesem Jahre in den Leipziger und
Zwickauer Kreisdirektionsbezirk führte. Der Kronprinz war
schon am 30. Juni weggefahren, um mit seiner Gemahlin am
1. Juli in München zusammenzutreffen und von da aus die
Passionsspiele in Oberammergau zu besuchen, kehrte jedoch schon
am 9. Juli zurück. Prinz Georg trat am 13. Juli eine Reise
nach Bayern an. Die spanische Thronkandidatur des Erbprinzen
Leopold von Hohenzollern hatte zwar vorübergehend die Auf-
merksamkeit Europas erregt; ebenso schnell aber hatte man sich
infolge der Verzichtleistung des Erbprinzen am 13. Juli beruhigt.
Doch schon am 11. Juli hatte in Dresden der preußische Ge-
sandte über das auffällig werdende Betragen des französischen
Gesandten Benedetti in Ems amtliche Mitteilung gemacht; am
13. Juli spielte sich dort die bekannte Szene ab, wovon die
sächsische Regierung in der Morgenfrühe des 14. Juli unterrichtet
wurde. Sofort kehrte König Johann, der sich an diesem Tage
in Eibenstock aufhielt, nach Dresden zurück. Am 15. Juli be-
schloß der Ministerrat die Mobilmachung der sächsischen Armee,
und schon am 16. erging vom Kommando des XII. Armeekorps
der Befehl zur Einberufung der beurlaubten Mannschaften, nach-
dem in der Nacht vom 15. zum 16. der preußische Ministerrat
die Mobilmachung der preußischen Armee verfügt hatte. Auf
den 19. Juli wurde die Berufung des norddeutschen Reichstags
festgesetzt. An jenem 16. Juli aber hielt Bismarck im Bundes-
rate einen längeren Vortrag über die Entstehung der ganzen Ver-
wicklung mit Frankreich und schloß mit den Worten: „Es bleibt
keine Wahl mehr, als der Krieg oder die der französischen Re-