Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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einer Armee, die im ganzen ungefähr 70000 Mann zählte und 
aus dem IV. und XII. Armeekorps, der Garde und der 5. und 
6. Kavalleriedivision bestand. Mit dem Befehle des XII. Korps 
wurde nunmehr Prinz Georg betraut. Diese neue Ordnung 
wurde am 22. Aug. durch Armeebefehl bekanntgegeben, an wel- 
chem Tage das XII. Armeekorps einen wohlverdienten Rasttag 
genoß. Fast schien es übrigens damals, als ob mit den er- 
rungenen Erfolgen man auch den Weg zum Frieden gebahnt 
habe. Ein Brief des Kronprinzen Albert an seinen Vater be- 
richtet von einem am 21. Aug. bei Gelegenheit seines Besuchs 
bei König Wilhelm mit Bismarck geführten Gespräche, der von 
Friedensvorschlägen Rußlands, Osterreichs und Italiens gesprochen 
und, obgleich König Wilhelm allein über Krieg und Frieden zu 
entscheiden habe, dessen Absicht ihm mitgeteilt habe, im Falle 
Friedensverhandlungen angeknüpft würden, darüber zunächst die 
Ansichten der verbündeten deutschen Fürsten zu hören; Gleiches 
solle geschehen, im Falle ein europäischer Kongreß vorgeschlagen 
würde. Es war doch für den Wandel der Dinge seit 1866 recht 
charakteristisch, daß der sächsische Kronprinz der erste deutsche 
Fürst war und mit ihm sein königlicher Vater, der von den nächsten 
Absichten des preußischen Staatsleiters unterrichtet wurde. 
Am 22. Aug. vollzog sich die Bildung des Stabes der neuen 
Armee, als dessen Chef dem Kronprinzen vom Hauptquartier der 
Generalmajor von Schlotheim zugeteilt wurde; es war eine 
eigentümliche Fügung, daß derselbe Mann in engste Beziehung 
zu dem Kronprinzen trat, der vier Jahre vorher in der Schlacht 
von Königgrätz als Stabschef der Elbarmee ihm feindlich gegen- 
übergestanden hatte. Am 23. Aug. begann der Vormarsch auf 
Chälons sur Marne, wo sich der Kaiser befand und Mac Mahon 
eine Armee von 150000 Mann um sich gesammelt hatte. Ihn 
dort anzugreifen und die Entscheidung des Krieges herbeizuführen, 
war die nächste, den beiden Kronprinzen zufallende Aufgabe. Bei 
Verdun, das die Avantgarde unter Führung des Prinzen Georg 
vergeblich durch eine improvisierte Beschießung zur Übergabe hatte 
bringen wollen, erfolgte am 24. Aug. der Übergang über die 
Maas. Aber hier erhielt auch Kronprinz Albert die erste Nach-
	        
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