— 500 —
traut worden, nämlich der Kriegsminister von Fabrice, der außer
seinen militärischen Funktionen als Generalgouverneur der nörd-
lichen Provinzen von Bismarck mit seiner Stellvertretung in den
politischen Verhandlungen mit der neuen republikanischen Re-
gierung betraut worden war. Er hatte zunächst seinen Sitz in
Rouen aufgeschlagen, siedelte aber zur Erleichterung des Ver-
kehrs mit der Versailler Regierung nach Soisy bei St. Denis
über. Deren Unternehmungen gegen die Kommune, die in Paris
ein Schreckensregiment aufgerichtet hatte, beschränkte sich bei der
Unzulänglichkeit der ihr zu Gebote stehenden militärischen Kräfte
auf die erfolgreiche Zurückweisung des gegen Versailles gerichteten
Ausfalles vom 2.—4. April; es kam dadurch die beherschende Ebene
von Chätillon in die Hände der Kommune; aber damit hatten
ihre Erfolge ein Ende. Gegen die Deutschen vorzugehen, die
in der Stärke von 200000 Mann im nordöstlichen Bogen um
Paris herumlagen, hüteten sich die übrigens auch gleich anfangs
eindringlich gewarnten Kommunards weislich. Andererseits aber
konnte es auch nicht, namentlich aus politischen Gründen, im
Interesse der Deutschen liegen, sich in die inneren Verhältnisse
Frankreichs zu mischen und durch ein energisches Einschreiten
für die gesetzliche Regierung zu Versailles diese zweifellos bei
dem empfindlichen französischen Volke in Mißkredit zu bringen.
Aber da die Dinge nicht recht vom Platze rückten, schlug Kron-
prinz Albert in einem Schreiben an Moltke vom 17. April vor,
der Stadt die bislang gestattete Zufuhr von Lebensmitteln zu
sperren. Auf diesen Gedanken ging Bismarck insofern ein, als
er die Maßregel den Versaillern unter die Hand zu geben empfahl.
Dies tat der Kronprinz am 19. bei einem Zusammentreffen mit
dem Finanzminister der neuen Republik Pouyer-Quertier und
schon am 25. April erließ Thiers, der Chef der Exekutivgewalt,
ein Rundschreiben, worin die Zufuhr von Lebensmitteln nach
Paris untersagt wurde.
Es bedurfte aber noch eines kräftigen Druckes von Berlin
aus, ehe man sich in Versailles zu energischem Handeln entschloß
und zugleich die endliche Vereinbarung des definitiven Friedens
in Angriff nahm. Zu letzterem Zwecke ersuchte Jules Favre