Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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traut worden, nämlich der Kriegsminister von Fabrice, der außer 
seinen militärischen Funktionen als Generalgouverneur der nörd- 
lichen Provinzen von Bismarck mit seiner Stellvertretung in den 
politischen Verhandlungen mit der neuen republikanischen Re- 
gierung betraut worden war. Er hatte zunächst seinen Sitz in 
Rouen aufgeschlagen, siedelte aber zur Erleichterung des Ver- 
kehrs mit der Versailler Regierung nach Soisy bei St. Denis 
über. Deren Unternehmungen gegen die Kommune, die in Paris 
ein Schreckensregiment aufgerichtet hatte, beschränkte sich bei der 
Unzulänglichkeit der ihr zu Gebote stehenden militärischen Kräfte 
auf die erfolgreiche Zurückweisung des gegen Versailles gerichteten 
Ausfalles vom 2.—4. April; es kam dadurch die beherschende Ebene 
von Chätillon in die Hände der Kommune; aber damit hatten 
ihre Erfolge ein Ende. Gegen die Deutschen vorzugehen, die 
in der Stärke von 200000 Mann im nordöstlichen Bogen um 
Paris herumlagen, hüteten sich die übrigens auch gleich anfangs 
eindringlich gewarnten Kommunards weislich. Andererseits aber 
konnte es auch nicht, namentlich aus politischen Gründen, im 
Interesse der Deutschen liegen, sich in die inneren Verhältnisse 
Frankreichs zu mischen und durch ein energisches Einschreiten 
für die gesetzliche Regierung zu Versailles diese zweifellos bei 
dem empfindlichen französischen Volke in Mißkredit zu bringen. 
Aber da die Dinge nicht recht vom Platze rückten, schlug Kron- 
prinz Albert in einem Schreiben an Moltke vom 17. April vor, 
der Stadt die bislang gestattete Zufuhr von Lebensmitteln zu 
sperren. Auf diesen Gedanken ging Bismarck insofern ein, als 
er die Maßregel den Versaillern unter die Hand zu geben empfahl. 
Dies tat der Kronprinz am 19. bei einem Zusammentreffen mit 
dem Finanzminister der neuen Republik Pouyer-Quertier und 
schon am 25. April erließ Thiers, der Chef der Exekutivgewalt, 
ein Rundschreiben, worin die Zufuhr von Lebensmitteln nach 
Paris untersagt wurde. 
Es bedurfte aber noch eines kräftigen Druckes von Berlin 
aus, ehe man sich in Versailles zu energischem Handeln entschloß 
und zugleich die endliche Vereinbarung des definitiven Friedens 
in Angriff nahm. Zu letzterem Zwecke ersuchte Jules Favre
	        
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