Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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zusammenziehung nicht absehen zu dürfen; denn falls die National- 
versammlung den Frankfurter Frieden nicht bis zum 20. Mai 
angenommen habe — sie tat es dann kurz vor Toresschluß am 
18. Mai — so müsse man sofort zur Besetzung von Paris ver- 
schreiten und die hierzu nötigen Truppen zur augeublicklichen 
Verfügung haben. 
Infolgedessen verlegte, um im Mittelpunkte der Truppen- 
aufstellung zu sein, Kronprinz Albert sein Hauptquartier am 
17. Mai wieder nach Margency, nachdem seine Gemahlin am 
Tage vorher Compieègne verlassen hatte und über Brüssel nach 
Hause gefahren war. Zum Glück brauchten die deutschen Truppen 
nicht in Aktion zu treten; es genügte am 21. Mai, an dem die 
Regierungstruppen durch das Tor von St. Cloud von Westen 
aus in die Stadt drangen, die Nordfront durch Verstärkung der 
Vorposten und durch Unterbrechung der Eisenbahnen nach St. 
Denis und Pantin abzusperren. Am 23. waren die Regierungs- 
truppen auch in den Besitz der nördlichen Stadtteile gelangt und 
dadurch ihr Sieg völlig entschieden. 
Nach der Herstellung der Ordnung verlegte der Kronprinz 
sein Hauptquartier wieder nach Compiegne. Dort erhielt er am 
7. Juni die kaiserliche, vom 3. Juni datierte Kabinettsorder, 
die ihn vom Kommando der dritten Armee entband. Die Ab- 
schiedsfeier am 8. Juni zeigte recht deutlich, wie herzlich sich 
die verschiedenen Truppenteile ineinander eingelebt und welch all- 
gemeiner Liebe und Verehrung sich der Oberbefehlshaber zu er- 
freuen hatte. Am folgenden Tage trat der Kronprinz die Rück- 
reise nach der Heimat über Brüssel an, da der östliche Bahnweg 
durch Truppentransporte in Anspruch genommen war; am 10. Juni 
in den Abendstunden erreichte er Dresden. Wenige Tage später 
begab er sich zu dem am 16. stattfindenden feierlichen Einzug 
der Truppen mit Prinz Georg in Begleitung der beiderseitigen 
Gemahlinnen und des Generals von Fabrice nach Berlin. Auch 
hier zeigte es sich, daß alle Erinnerung an früheren Zwist in 
der Glut des großen Kampfes verraucht war. Das hatte u. a. 
auch der Besuch des Königs Johann in Berlin am 26. März 
bewiesen, wo er den Kaiser Wilhelm bald nach seiner Rückkehr
	        
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