Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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aus Frankreich auf das herzlichste empfangen, begrüßt hatte. 
Jetzt bereitete nicht nur das kaiserliche Haus, sondern vor allem 
auch die Berliner Bevölkerung den beiden sächsischen Prinzen, 
vornehmlich dem Kronprinzen, wo immer sie sich zeigten, freudige 
Ovationen. Dem Kronprinzen wurden besondere Ehrungen durch 
Kaiser Wilhelm zuteil, der ihm schon am 22. März das Groß- 
kreuz des Eisernen Kreuzes verliehen hatte. Er ernannte ihn 
nämlich am 15. Juni zum Generalinspekteur der ersten Armee- 
inspektion und in einem eigenhändigen Schreiben vom 20. Juni 
an König Johann bot er dem Sohne die Würde eines preußi- 
schen Feldmarschalls an, falls es der König nicht vorzöge, ihn 
in Sachsen mit dieser Würde zu bekleiden. Natürlich nahm man 
das erstere an. 
Die Urkunde, durch die Kaiser Wilhelm dem Kronprinzen 
den Titel eines preußischen Feldmarschalls verlieh, wurde in be- 
sonderer Aufmerksamkeit auf den 11. Juli datiert, den Tag, der 
für den Einzug der sächsischen Truppen in der Landeshauptstadt 
vorgesehen war. Als an diesem Tage Kronprinz Albert in der 
zehnten Morgenstunde am Eingange des Großen Gartens ein- 
getroffen war, erschien bald danach König Johann und über- 
gab dem Kronprinzen das Handschreiben des Kaisers und als 
Attribut seiner neuen Würde den im historischen Museum auf- 
bewahrten Feldherrnstab des heldenmütigen Königs Johann 
Sobieski von Polen, der dereinst mit des Kronprinzen Vorfahren 
Johann Georg III. 1683 Wien von der Belagerung durch die 
Türken befreit hatte. Die Truppen hatten in den vorangehenden 
Tagen in der Umgebung von Dresden in Quartier gelegen; zwischen 
dem Großen Garten und dem böhmischen Bahnhof nahmen sie 
nun unter dem Kommando des Prinzen Georg Paradeausstellung; 
nachdem König Johann mit seinen Söhnen, begleitet von den 
zu Wagen folgenden Damen die Fronten abgeritten hatte, be- 
gann gegen ½12 Uhr von der Kreuzung der Wiener und Prager 
Straße aus der Einzug in die Stadt durch eine Via triumphalis, 
wie sie Dresden noch nicht gesehen hatte, und unter einem Jubel 
und einer begeisterten Teilnahme, wie sie die Hauptstadt auch 
wohl noch nie durchpulst hatte; der Zug endete dann nach dem
	        
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