Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Pflege seiner Gemahlin den Rest des Sommers verbrachte. In 
diese Zeit fiel der Beginn jenes großen inneren Kampfes im 
Deutschen Reiche, der gemeinhin als der „Kulturkampf“ bezeichnet 
wird, weil er den Kampf einer modernen auf Grund der pro- 
testantischen Geistesentfaltung entwickelten Kultur gegen die seit 
dem Infallibilitäts-Dogma stärker hervortretenden geistigen Knech- 
tungsversuche der alten Kirche darstellt. Am 4. Juli 1872 wurde 
das Reichsgesetz veröffentlicht, das den Jesuiten sowohl einzeln 
als besonders in Korporationen die Niederlassung innerhalb der 
Reichsgrenzen verbot. Für Sachsen war ja diese Angelegenheit 
schon durch den § 56 der Verfassung geordnet, den seinerzeit der 
Prinz Johann befürwortet hatte. Es mag hierbei zugleich darauf 
hingewiesen werden, daß sowohl König Johann als Kronprinz 
Albert sich seinerzeit gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit des 
Papstes ausgesprochen haben, und daß dessen Verkündigung in 
Sachsen das königliche Plazet nicht erteilt worden ist, wie dies 
der Kultusminister von Gerber in der zweiten Kammer am 
26. Febr. 1873 ausdrücklich betonte. 
Auch an den Angelegenheiten des Reiches vermochte der greise 
König noch lebhaft Anteil zu nehmen. Am 30. Aug. empfing er 
in Crimmitzschau den deutschen Kaiser, der von seinem gewöhn- 
lichen Kuraufenthalte in Gastein und der dort stattgehabten Zu- 
sammenkunft mit Kaiser Franz Josef, zurückkehrte, und begleitete 
ihn bis nach Leipzig. Hierbei erfuhr er Näheres über die auf 
den 6.—11. Sept. anberaumte Zusammenkunft der drei Kaiser 
in Berlin und hatte zugleich die Freude, den Kronprinzen be- 
sonders zu dieser, den europäischen Frieden zweifellos sicher 
stellenden Begegnung eingeladen zu sehen. Am 5. Sept. traf 
Kaiser Franz Josef in Pillnitz ein und begab sich am folgenden 
Tage, vom Kronprinzen Albert begleitet, nach Berlin. Damals 
bahnte sich jenes eigentümliche Mittlerverhältnis zwischen Berlin 
und Wien an, das einen der bedeutungsvollsten Züge in der 
späteren Regierungslaufbahn König Alberts ausmachte und so- 
wohl von der deutschen Regierung als von Kaiser Franz Josef 
auf ihren hohen Wert voll eingeschätzt wurde. " 
Es folgten dann insbesondere für das Sachsenland hohe und
	        
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