Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Georg, wie erzählt wurde, erst bei seinem kurzen Urlaubsaufenthalte 
in Dresden am 19. März 1871 zu Gesicht bekam. Kronprinz Albert 
schrieb damals in einem Briefe: „Der Junge ist in einer eisernen 
Zeit geboren. Gott gebe, daß wir ihm für seine Manneszeit eine 
friedlichere Periode bereiten, als sie uns beschieden.“ Am 28. Mai 
1872 starb ferner die Erzherzogin Sophie, die Mutter des öster- 
reichischen Kaisers Franz Josef, Zwillingsschwester der sächsischen 
Königin-Witwe Marie, die zu deren Pflege an das Krankenlager 
geeilt war, und Schwester der Königin Amalia. In Vertretung 
seiner Mutter begab sich Kronprinz Albert am 31. Mai zu den 
Trauerfeierlichkeiten nach Wien. Auch die Königin Amalia er- 
krankte im Februar 1873 lebensgefährlich an einem Lungenkatarrh, 
von dem sie jedoch so weit wieder genas, um zur Erholung eine 
Villa auf dem von ihrem verstorbenen Schwager, dem König 
Friedrich August, so bevorzugten Weinberge oberhalb Wachwitz 
bezichen zu können, worauf am 15. Mai, wie gewöhnlich, die 
Übersiedlung nach Pillnitz erfolgte. Auch den König veranlaßte 
die Rücksichtnahme auf seinen Gesundheitszustand, sich am 18. Mai 
zu einer vierwöchigen Kur nach Ems zu begeben. Während dieser 
Zeit übertrug er die Regierungsgeschäfte wiederum dem Kron- 
prinzen, der auch nach der Rückkehr des Vaters einen Teil davon, 
die Erledigung der Gnadensachen in den Händen behielt. 
Das Befinden des Königs hatte sich durch jenen Aufenthalt 
in Ems doch so weit gebessert, daß Grund zu ernsteren Besorg- 
nissen nicht vorlag, wennschon er sehr unter asthmatischen An- 
fällen zu leiden hatte, Folgeerscheinungen einer immer deutlicher 
hervortretenden Verkalkung der Arterien, namentlich aber der 
Herzschlagader. Immerhin meinten die Söhne die Einladung 
zur Enthüllung des zwischen Roncourt und St. Privat zu Ehren 
der Sachsen errichteten Denkmals auf den 31. Juli annehmen 
zu können, und waren dahin auch schon abgereist, als sie die 
telegraphische Nachricht von einer sehr bedenklichen Wendung in 
dem Zustande ihres Vaters nach Dresden zurückrief. In Ver- 
tretung des Kronprinzen, der mit seiner Gemahlin Metz schon 
erreicht hatte, enthüllte nun Generalmajor Senfft von Pilsach 
das Denkmal. Glücklicherweise aber erholte sich der König von 
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