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beziehungen zwischen den einzelnen Bundesstaaten in Aussicht
gestellt, aber auch hier war es bei dem Versprechen geblieben.
Ja, als auf der Ostermesse zu Leipzig im Jahre 1819 eine
Anzahl Fabrikanten den Verein zur Beförderung des deutschen
Handels und Gewerbes gründeten, an dessen Spitze der würt-
temberger Nationalökonom Friedrich List trat, und nun der
Verein beim Bundestage vorstellig wurde, daß alle Binnenzölle
aufgehoben werden und ein allgemeines deutsches Zollsystem ins
Leben gerufen werden sollte, da witterte man in Frankfurt
revolutionäre Tendenzen dahinter. Unterdessen war Preußen für
seinen Teil allein ans Werk gegangen. Das von dem General-
steuerdirektor Maaßen verfaßte Zollgesetz vom 26. Mai 1818 hob
alle Binnenzölle in Preußen auf und setzte an ihre Stelle ein
Grenzzollsystem mit einfachem und übersichtlichem Tarif und machte
den durch diese Anderung herbeigeführten Ausfall in den Ein-
nahmen durch Verbrauchssteuern wett. Natürlich konnte ein voller
Erfolg des neuen Systems, das mit dem 1. Jan. 1819 in Kraft
trat, nur dann erzielt werden, wenn Preußen die vielen kleineren,
von ihm umschlossenen oder mit längerer Grenze sich mit Preußen
berührenden Staaten zum Anschlusse bewog. Aber es traf da auf
große Gegnerschaft, die sich vor allem auf das Mißtrauen gegen
den mächtigen Nachbar begründete. Namentlich wollte man im König-
reich Sachsen, wo der Schmerz über die Teilung noch frisch empfun-
den wurde, nichts von preußischer Zollpolitik. wissen, ja, man sah in
dem von Preußen eingefübrten Schutzzoll eine neue feindselige Maß-
regel. Jahre vergingen unter kleinlichen gegenseitigen Schikanen und
gereizten Vorstellungen darüber. Da schlossen im Jan. 1828 Bayern
und Württemberg einen Zollverein ab, der diese beiden bedeutenden
süddeutschen Staaten zu einem wirtschaftlichen Ganzen einte und
nicht ohne Einwirkung auf die sächsischen Interessen blieb. Denn
die zwischen dem mit der Zeit erstarkten und erweiterten preußi-
schen Zollgebiete und jenem süddeutschen liegenden mitteldeutschen
Staaten schienen nun keine andere Wahl zu haben, als sich dem
einen oder dem anderen Zollsysteme anzuschließen; was sollte dann
aber aus dem völlig isolierten Sachsen werden? Angesichts dieser
Gefahr nahm die sächsische Regierung, an deren Spitze damals