Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Einfluß, der durch die entgegenkommende Politik der Reichsregie— 
rung der katholischen Kirche eingeräumt wurde, nahe, durch engeren 
Zusammenschluß auch ihre Kräfte zu sammeln. Somit beschloß 
u. a. die Meißner Kirchenkonferenz am 18. Mai 1900 einstimmig 
eine Resolution, in welcher die Landessynode ersucht wurde, beim 
Kirchenregiment dahin zu wirken, daß dasselbe einen Zusammen- 
schluß der deutschen evangelischen Landeskirchen zur Wahrung und 
Förderung der allen gemeinsamen Angelegenheiten in die Wege 
leiten helfe. Freilich wurde dabei sehr kräftig betont, daß die volle 
Selbständigkeit der einzelnen Landeskirchen durch solchen Zusam- 
menschluß nicht berührt werden dürfe, und der Gedanke einer 
Nationalkirche mit Reichssynoden u. dgl. sei durchaus abzuweisen. 
Dieser Beschluß wurde übrigens auf der Maikonferenz des nächsten 
Jahres wiederholt. Außerdem forderte diese Synode einstimmig 
am 2. Mai 1901 zur Unterstützung der bekanntlich in Böhmen in 
Gang gekommenen „Los-von-Rom“-Bewegung auf. Sie befand 
sich freilich dabei in einem großen Irrtum, wenn sie dieser Be- 
wegung jeden politischen Charakter absprach. In dem Widerstande 
gegen Roms Macht wirkte überdies nach wie vor in stiller Arbeit 
der Gustav-Adolf-Verein, der am 12. Sept. 1882 zu Leipzig seine 
50 jährige Jubelfeier zur selben Zeit beging, als in Frankfurt a. M. 
die General-Versammlung deutscher Katholiken tagte. Das An- 
denken an den großen Schwedenkönig wurde noch besonders wieder 
wachgerufen durch die Feier seines 300 jährigen Geburtstages, die 
am 9. Dezember 1894 in den evangelischen Kirchen und Schulen 
ganz Deutschlands würdig begangen wurde. Die Stimmung des 
ultramontanen Teiles des deutschen Volkes bei dieser Feier spie- 
gelte sich in einer Außerung des Zentrumsabgeordneten Gröber im 
Reichstage wieder, der am 9. Jan. 1895 sagte: „Den Katholiken 
würde es dann erspart bleiben, sich dagegen zu wehren, daß ein 
Mordbrenner, ein schwedischer Franktireur hier in Deutschland 
verherrlicht wird, wie wir es im letzten Monat haben erleben 
müssen.“ — Noch größere Begeisterung in evangelischen Kreisen, 
aber auch entsprechend größere Opposition in streng ultramontanen, 
erweckte die 400 jährige Feier von Luthers Geburtstag am 10. Nov. 
1884. Allenthalben fanden kirchliche, akademische und Schul-Fest-
	        
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