Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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ist das eine natürliche Folge des fortdauernden Abbaus 
der Hypotenuse zu den beiden Katheten und der Verviel- 
fältigung der Linien zwischen zwei Punkten.“ Doch ist auf die 
finanzielle Seite der Sache noch weiterhin zurückzukommen. — 
Ein dritter Grund für den Ankauf von Privatbahnen lag endlich 
in der trüben Finanzlage einer großen Anzahl derselben, die 
in der Gründerzeit zu hohen Preisen gebaut waren und durch die 
nachher einsetzende Baisse notleidend wurden. So wurde im Jahre 
1881 die Mehltheuer-Weidaer Eisenbahn geradezu als Bauruine 
aus dem Konkurs gekauft. 
Nun aber ging auch Preußen energisch vor und erwirkte 
eine Betriebseinigung, bzw. Übernahme der Strecken Berlin- 
Dresden und Halle-Sorau-Guben noch während des Juni 1876. 
Der Gedanke, daß in Dresden-Friedrichstadt preußische Staats- 
bahnschaffner den Reisenden zum „Einsteigen nach Berlin!“ 
nötigen würden, war u. a. dem „Dresdner Journal“ sehr pein- 
lich, beängstigend dagegen geradezu die Voraussicht, die ja dann 
auch in Erfüllung gegangen ist, daß die preußische Regierung den 
Frachtverkehr längs der Nordgrenze Sachsens mit Hilfe der 
„Halle-Sorau-Gubener“ von den sächsischen Bahnen ablenken 
könne. Hierzu kam eine Petition des Eisenbahnreform-Vereins, der 
am 20. Juni 1876 der zweiten Kammer maßgeblich genug erschien, 
um auf den noch vor kurzem verschrienen Antrag Biedermanns 
zurückzugreifen und die Regierung zu ersuchen; sich für das Zu- 
standekommen eines Reichseisenbahngesetzes beim Bundesrate zu 
verwenden. Hierzu bemerkte die allerdings von Biedermann redi- 
gierte „Deutsche Allgem. Zeitung“: „Also jetzt ruft man nach 
einem Reichseisenbahngesetz als letzter Rettung gegen die Um- 
klammerung durch Preußen, resp. das Reich! Damals als in der 
zweiten Kammer der Antrag Biedermann und Genossen auf diesen 
Weg leiten wollte, wies man ihn verächtlich zurück.“ 
Bei der Übernahme der Berlin-Dresdener Eisenbahn war 
Preußen insofern etwas voreilig verfahren, als es sich für die 
Sachsen berührende Strecke nicht im voraus der Zustimmung der 
sächsischen Regierung für den preußischen Betrieb versichert hatte; 
vielleicht war dies auch absichtlich geschehen, weil man sich wohl schon
	        
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