— 557 —
ergaben folgendes Bild. Die Einnahmen betrugen 1899 131068233
Mark; sie überstiegen zwar die des Vorjahres um 4841680 Mark,
also an sich ein erfreuliches Resultat, das in sich auch eine Art
Widerlegung der gegen Preußen erhobenen Anschuldigungen barg:
hatte doch übrigens auch das „Vaterland“ selbst in seinem eben
zitierten Artikel den Durchgangsverkehr, den Preußen schädigen
könne, nur auf 17 Proz., dagegen den von Preußen ganz unab-
hängigen Inlandverkehr auf 83 Proz. angegeben. Dagegen waren
aber die Ausgaben auf 98852222 Mark gewachsen und überstiegen
die vorjährigen um 6823912 Mark, und danach betrug der üÜber-
schuß nur 32216 011 Mark gegen 34 179524 Mark im Vorzjahre,
also 1981 513 Mark weniger. Bei dem im Jahre 1899 zirka
870,1 Mill. Mark betragenden Anlagekapital bedeutete das eine
Verzinsung von nur 3,70 Proz., die niedrigste die sich seit fast
einem halben Jahrhundert ergeben hatte. Gewiß konnte auf die
notwendig gewordene Vermehrung des Betriebspersonals, auf die
Erhöhung der Arbeitslöhne und die Materialpreise als Ursachen
wie im Vorjahre hingewiesen werden. Als Hauptursachen waren
aber doch nur zu deutlich die vielen unrentablen Linien, die „Milch-,
Butter= und Ziegelbahnen“, wie sie im Hinblick auf ihre Ent-
stehungsursache der Volkswitz nannte, und der kostspielige Um-
oder Neubau von Bahnhöfen erkennbar. Schon in der Kammer=
sitzung vom 30. April 1874 hatte der Abgeordnete Gustav Philipp,
Lehnsrichter in Kleinwolmsdorf, eine Außerung getan, die
auch den nunmehrigen Verhältnissen noch völlig entsprach:
„Die hauptsächlichste Ursache (nämlich für den Rückgang der Eisen-
bahnrente) ist, daß wir uns bewogen gefunden haben, eine An-
zahl Bahnen zu bauen, die derzeit noch am Marke der besseren
Linien zehren.“ Und er fügte weiterhin hinzu: „Unter den Eisen-
bahnverwaltungsbeamten hat man schon ein Scherzwort erfunden
und sagt: Die sächsischen Techniker bauen meist Millionenbahn-
höfe!“ Dies letztere Wort galt vor allem nun auch von dem in
den Jahren 1893—98 mit einem Kostenaufwande von zirka
50 Mill. Mark erbauten Hauptstaatsbahnhofe in Dresden, dessen
Kosten die Voranschläge in ganz erheblicher Weise überschritten
hatten und deswegen im Lande mehrfach mißbilligende Stimmen