Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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kann dein Vertrauen nicht wieder erwerben — leb wohl!“ Ich 
hoffe, ich bin deutlich genug gewesen, um verstanden zu werden.“ 
— Die Kammer zollte diesen Ausführungen großen Beifall und 
beschloß in Rücksicht darauf, daß durch die Regierungserklärung 
die Grundlage, auf der der Deputationsbericht gefaßt worden sei, 
verändert werde, den Bericht der Deputation zu anderweitiger 
Berichterstattung zurückzugeben, d. h. also vorläufig den Nach- 
tragsetat nicht zu bewilligen. 
Daraufhin reichten am selben 7. Febr. sämtliche Minister 
dem Könige ihr Entlassungsgesuch ein. Aber dieser genehmigte 
nur den Rücktritt des Finanzministers von Watzdorf, lehnte aber 
die Demission der übrigen ab. An Watzdorfs Stelle trat 
der bisherige Justizminister Dr. Rüger, und dessen Nachfolger 
wurde der erste Staatsanwalt Dr Otto. 
Damit war nun zwar die Krisis beseitigt und in der Person 
des neuen Finanzministers die Gewähr gegeben, daß man einer 
besseren Zeit entgegengeführt werde, aber die Dinge selbst waren 
damit noch nicht gebessert. Der Deputationsbericht konnte die 
schon so oft erhobenen Klagen nur in verstärktem Maße wieder- 
holen. Die Eisenbahnrente betrug nur noch 3½ Proz. Die 
Eisenbahnschuld, die Ende 1898 sich auf 603,2 Mill. Mark belief, 
war am Schlusse des Jahres 1900 auf 696,6 Mill. Mark, also 
innerhalb zweier Jahre um 93,4 Mill. gestiegen. Die Eisenbahn- 
überschüsse, die noch im Jahre 1896 36 Proz. der gesamten Staats- 
überschüsse, ausmachten und regelmäßig den Ertrag der direkten 
Steuern überstiegen, waren in der Finanzperiode 1898/99 zum 
ersten Male hinter ihnen zurückgeblieben. Die Deputation emp- 
fahl deshalb größere Sparsamkeit; denn Sachsen stehe mit 17203 
Mark persönlicher Ausgaben auf einen Kilometer Betriebslänge 
an erster Stelle von allen Staatsbahnverwaltungen, ebenso mit 
die Zahl seiner Beamten, Diener und Arbeiter, die, auf 1 Kilo- 
meter Bahnlänge berechnet, 14,69 ausmachten. Der Bericht der 
Deputation regte auch den Gedanken an, die Generaldirektion auf- 
zuheben, die Betriebsdirektionen zu vermindern und die ganze 
Eisenbahnverwaltung einer besonderen Abteilung des Finanz- 
ministeriums zu unterstellen. Auch fehlte es nicht an Angriffen
	        
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