Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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liche Betriebskapital unter bestimmten Einschränkungen befreit sein 
sollte, ist schon früher mitgeteilt worden. Doch beschloß die zweite 
Kammer am 23. Febr. 1904, auch das landwirtschaftliche Betriebs- 
kapital der Vermögenssteuer zu unterstellen. 
Wenn auch natürlich der erhöhte Steuerdruck nirgends will- 
kommen geheißen wurde, so hatte das sächsische Volk doch die 
Überzeugung, daß man sich nun endlich wieder finanziell in auf- 
steigender Linie bewegen werde, und tatsächlich vermochte die 
Thronrede des Königs Georg bei Eröffnung des Landtags am 
12. Nov. 1903 die Finanzlage als etwas günstiger zu bezeichnen. 
Während nämlich die Einnahmen des Staates in der Periode 
1900/01 sich auf 182 096 118 Mark beliefen, betrugen sie während 
der Finanzperiode 1902/03 217 746 846 Mark. Und diese Besse- 
rung hat bislang angehalten, vor allem ist, vornehmlich durch 
umsichtigere und sparsamere Verwaltung und durch Vermei- 
dung neuer Bahnbauten, die Eisenbahnrente wieder auf über 
5 Proz. gekommen. Bekanntlich hat man auch, wennschon unter 
starkem Widerspruche des Publikums und der Presse eine Erhöhung 
des Personentarifs eintreten lassen. Über diesen Gegenstand 
veröffentlichte die Regierung schon im Dezember 1902 eine 
viel kommentierte von Presse und den Handelskammern be- 
kämpfte Denkschrift, dem aber am 7. Febr. 1903 der Eisen- 
bahnrat, eine von der Regierung 1881 geschaffene Behörde, 
mit einigen Anderungen zustimmte. Danach sollten Rückfahr- 
karten im Binnenverkehr im wesentlichen in Wegfall kommen; 
ferner sollten die Einheitspreise für das Personenkilometer in 
1. Klasse auf 7, in 2. Klasse auf 4,5, in 3. Klasse auf 3 und end- 
lich in 4. Klasse auf 2 Pfennig festgelegt worden. Diese Sätze 
sind dann bekanntlich für die allgemeine deutsche Personentarif- 
reform angenommen worden und mit dem 1. Mai 1907 in Kraft 
getreten. Dagegen ist mittlerweile das von den damaligen 
Vorschlägen noch beibehaltene Freigepäck abgeschafft, dagegen 
der Zuschlag für durchgehende Schnellzüge, wenn auch in wesentlich 
anderer Form eingeführt worden. Ein für Sachsen neuer, aber 
allgemein als wohltätig begrüßter Vorschlag galt der Führung 
der 4. Klasse auch an Sonntagen. Jedoch wurde die Durchführung
	        
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