Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 597 — 
sich derjenigen der übrigen, namentlich juristisch gebildeten Staats- 
diener gleichwertig erzeige, war zu klar, als daß nicht auch sie 
endlich in Berücksichtigung gezogen werden sollte. Die Rektoren 
der Gymnasien erhielten 1891, die Professoren, deren Zahl neuer- 
dings erheblich vermehrt worden ist, 1893 den Hofrang. 
Einem berechtigten Zuge unserer Zeit, der für die Frau eine 
selbständigere Entwickelung und Betätigung ihrer Anlagen erstrebt, 
entsprach es, wenn im Jahre 1894 von seiten des Allgemeinen 
Deutschen Frauenvereins zu Leipzig Gymnasialkurse für Mädchen 
unter Anschluß an die höhere Töchterschule begründet wurden. Sie 
waren anfänglich auf neun Semester berechnet, wurden aber dann 
nach Berliner Vorbild auf acht beschränkt; gleichzeitig verwandelte 
man 1902, da die preußische Regierung, und ihr folgend die 
sächsische, auch den Realgymnasien die Berechtigung zum medi- 
zinischen Studium gewährt hatte und das Griechische den jungen 
Mädchen erhebliche Schwierigkeiten machte, die gymnasialen Kurse 
in realgymnasiale um. An der Spitze der recht gut besuchten An- 
stalt steht seit Anbeginn Fräulein Dr. phil. Käthe Windscheid, 
eine Tochter des bekannten früheren Leipziger Pandektisten. 
Von den 11 bestehenden Realgymnasien nahm unter König 
Albert die Dreikönigsschule in Dresden-Neustadt 1895 das sog. 
Frankfurter System an, das den fremdsprachlichen Unterricht nicht 
mit dem Lateinischen, sondern mit dem Französischen beginnt und 
das Lateinische erst von Quarta an betreibt. Ihm schloß sich, 
nachdem es 1901 selbständiges Realgymnasium geworden war, 
auch Plauen an. In Zittau war das Realgymnasium bis 1882 
mit dem städtischen Gymnasium verbunden; es trennte sich im 
genannten Jahre, blieb aber mit der seit 1876 begründeten höheren 
Handelsschule vereinigt. In ähnlicher Weise schließt sich seit dem 
Sommer 1872 an das Realgymnasium in Döbeln eine höhere 
Landwirtschaftsschule an. — In ganz besonderer Weise nahmen 
aber die Realschulen, ganz entsprechend dem praktischeren Geiste 
und den realeren Bestrebungen unserer Zeit, während der Regie- 
rungszeit des Königs Albert Ausschwung; von den 30 heute als 
selbständig bestehenden Anstalten dieser Art sind nicht weniger als 
23 in dieser Zeit eröffnet worden, wobei die drei in Dresden und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.