Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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tung, bei der ihn eine aus tiefstem Herzen quellende glänzende 
Beredsamkeit unterstützte. 
In der Disziplin des Staatsrechts lehrte seit 1875 der 
Württemberger Vict. Fricker, bis ihm das Alter die Tätig- 
keit untersagte. Den Lehrstuhl der Nationalökonomie, den die 
akademische Ordnung ja merkwürdigerweise der philosophischen 
Fakultät zuweist, hatte seit 1848 Wilhelm Roscher in 46 jähriger 
Tätigkeit inne, immer von neuen Generationen aufs neue be- 
wundert wegen seiner auf allen Gebieten heimischen Polyhistorie, 
die auch sein System der Volkswirtschaft, mag es schon in anderen 
Beziehungen naturgemäß veraltet sein, zu einer Fundgrube von 
allerhand einschlägigem Wissen machte. Er starb als 77 jähriger 
am 4. Juni 1894. Luigi Brentano nahm ihm 1889 einen 
Teil seiner Arbeitslast ab, freilich als Vertreter einer recht ver- 
schiedenen und wohl keineswegs überall ersprießlichen Richtung, 
den dann nach zwei Jahren 1891 Aug. von Miaskowski ab- 
löste. Aber ihm setzte Krankheit und am 23. Nov. 1899 der Tod ein 
Ziel seiner Tätigkeit. Wilhelm Stieda steht seit 1898 an seiner 
Stelle. Auch wurde 1892 ein neues Ordinariat für Statistik und 
Nationalökonomie errichtet, für das im Mai 1892 Karl Bücher 
gewonnen wurde, neuerdings in weiteren Kreisen durch sein geist- 
und gemütvolles Werk „Rhythmus und Arbeit“ bekannt geworden. 
In der theologischen Fakultät wirkten unter König Alberts 
Regierung die schon früher glänzenden Sterne, von denen ihr 
allerdings Konstantin von Tischendorf, der Entdecker und Heraus- 
geber des Codex Sinaiticus des Neuen Testamentes, schon im 
Dezember 1874 entrissen wurde. Dann brachte erst das Jahr 1888 
wieder schwere Verluste, indem der allseitig beliebte und verehrte 
Woldemar Schmidt nach kürzlich niedergelegtem Rektorate starb; 
er hatte die praktische Theologie vertreten und wurde erst durch 
Theod. Zahn und nach dessen Berufung nach Erlangen 1892 durch 
Geo. Heinrici ersetzt. Dann folgte Karl Friedr. Aug. Kahnis, 
der seit 38 Jahren Dogmatik und Kirchengeschichte gelehrt hatte, 
eine stadtbekannte Persönlichkeit, über dessen Gelehrtenzerstreutheit 
die unglaublichsten Erzählungen noch heute im Umlaufe sind. 
An seine Stelle trat, schon 1886 berufen und bis auf den heutigen
	        
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