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Gust. Theod. Fechner, der noch ein reichliches Jahr älter als
Drobisch war (geb. 19. April 1801). Seine psychophysischen
Studien führten Ende der siebziger Jahre zu einer Begegnung
mit dem amerikanischen Spiritisten Slade, dem gegenüber Fechner
zwar skeptisch blieb, dem dagegen der bekannte und bedeutende
Astrophysiker Zöllner sich so völlig gefangen gab, daß seine letzten
Lehrjahre dadurch völlig umdunkelt wurden. Fechner war auch
unter dem Namen Dr. Mises ein Schriftsteller von ganz eigen-
artigem geistvollen Humor. Er starb 1887. In seinem geliebten
Rosentale ist neuerdings eine wohlgetroffene Büste aufgestellt
worden, in dessen Sockel das paulinische Wort eingemeißelt ist:
„Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Auch von Drobisch
ist eine schöne Büste in der Universität aufgestellt worden, ein
Werk Schillings. Drobisch zur Seite stand, 1875 aus Königsberg
berufen, der bedeutendste Historiker der Philosophie in jener Periode
Max Heinze, eine lebensfrohe und liebenswürdige, den Studenten
gegenüber vom herzlichsten Wohlwollen beseelte Gelehrtennatur.
Gewissermaßen Fechner ablösend, dem er auch 1901 eine Bio-
graphie gewidmet hat, kam im selben Jahre 1875 aus Zürich
Wilhelm Wundt. Seine auf dem Gebiete der Medizin ebenso
tiefgründigen Kenntnisse wie auf dem Gebiete der Naturwissen-
schaften und der reinen Philosophie haben seinem Wirken einen
besonders wertvollen universalen Betätigungskreis gezogen, ganz
besonders aber gilt seine Lehrtätigkeit der experimentellen Psycho-
logie, für welche Disziplin ein eigenes Institut geschaffen wurde.
Weit über Deutschlands Grenzen hinaus ist sein Name bekannt
und übt noch heute seine mächtige Anziehungskraft aus. — Als
Vertreter der Asthetik und der theoretischen Pädagogik trat 1894 Jo-
hannes Volkelt, Verfasser der ästhetischen Zeitfragen, der Asthetik
des Tragischen, eines Systems der Asthetik und einer Biographie
Arthur Schopenhauers in den Lehrkörper ein. Wie sich der Lehr-
kreis der Philosophie in der von ihm vertretenen Richtung er-
weiterte, so galt das insbesondere von der Mathematik, die in
früheren Jahren noch Drobisch zugleich mit vertreten hatte. Wilh.
Scheibner und Karl Neumann waren schon seit 1868 tätig. Als
dann 1880 ein besonderer Lehrstuhl für Geometrie eingerichtet