Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

Landrat, so sächsischer Finanzminister geworden ist, das Land 
für Geld und Orden an Preußen verkauft!“ — Mit den thüringi- 
schen Staaten kam Preußen nach mancherlei schwierigen und weit- 
schweifigen Verhandlungen am 11. Mai 1833 zum glücklichen 
Ende, nachdem diese sich, Preußens Aufforderung folgend, am 
Tage vorher zum „Zoll= und Handelsverein der thüringischen 
Staaten“ geeint hatten. 
In Kraft sollten alle diese Abmachungen mit dem 1. Jan. 
1834 treten. Das rege Leben, welches sich in der Neujahrs- 
nacht 1834 auf allen Landstraßen Mitteldeutschlands entwickelte, 
die freudigen Rufe der Fuhrleute, unter denen sich allenthalben 
die Schlagbäume hoben, um die vielen harrenden Frachtwagen 
nun in ein von Binnenzöllen befreites, wirtschaftlich einiges Deutsch- 
land hineinrollen zu lassen, der Ausschwung, den allenthalben 
der Verkehr nahm, die Raschheit, mit der insbesondere das ängst- 
liche Leipzig Frankfurt a./O. überflügelte, alle diese Umstände be- 
wiesen die Weisheit und Zweckmäßigkeit der Einrichtung. 
Der Anschluß Sachsens an den Zollverein zeitigte freilich 
auch unangenehme Folgen. So verteuerte die Annahme der 
indirekten Steuern Preußens die Preise der Material- und Kolonial- 
waren wic der Landesprodukte und traf damit den schwung- 
haften Handel, der bislang nach Bayern, Böhmen und Schlesien 
bestanden, zum Teil sich freilich auch als Schmuggelhandel ge- 
zeigt hatte. Ferner machte sich die Konkurrenz nichtsächsischer 
Fabriken in der Kattunweberei geltend, da man in Sachsen noch 
nicht mit so umfassenden Mitteln arbeitete, bislang aber bei niederen 
Arbeitslöhnen sogar die jetzigen Gegner mit sächsischen Produkten 
hatte versorgen können. So konnten auch die sächsischen Bren- 
nereien anfangs nicht mit den preußischen konkurrieren, weil sie 
in den technischen Einrichtungen jenen nachstanden. Aber die 
Folge war natürlich, daß man sich nun auch in Sachsen an 
größere und neue Betriebe heranwagte, mehr Maschinen auf- 
stellte, diese im Lande selbst zu bauen versuchte und überhaupt 
wirtschaftlich sich an weitere Verhältnisse gewöhnte. Dadurch nahm 
die Branntweinbrennerei solchen Ausschwung, nachdem man erst 
bessere Apparate eingeführt hatte, daß Preußen bei dem 1833
	        
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