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Abgesehen von der ideal-poetischen Seite der Sache, die keineswegs
zu gering zu veranschlagen ist, kommt für die Erhaltung und Ver-
mehrung des Waldbestandes zunächst das unbestrittene hygienische
und klimatologische Moment, ferner die Rücksicht auf den durch
den Wald regulierten Wasserstand der Flüsse, lokal auch auf die
Wasserversorgung großer Städte, und endlich und vornehmlich der
finanzielle Ertrag einer richtigen Forstwirtschaft in Betracht.
Diesem liegt zugrunde die Benutzung der Holzfaser vor allem
zu Papier und zu den sonst aus Zellulose, d. h. den aus der chemisch
und mechanisch behandelten Pflanzenfaser hergestellten Stoffen. Die
Nachfrage nach Holz bewirkt zuzeiten eine stärkere und, was
noch wertvoller ist, eine stetigere Steigerung der Holzpreise; wurden
doch durchschnittlich 60 Proz. des Verschlags aus den sächsischen
Forsten für die Herstellung des Holzstoffes in einem Quantum von
500000 Festmetern gebraucht (1898). Aber die hohen Preise allein
tun es natürlich nicht; man muß auch etwas zu verkaufen haben.
Und somit ergab sich die Notwendigkeit einer regelmäßigen und
planvollen Auf= und Abforstung und einer Erweiterung des
Waldbestandes. Der staatliche Forst wuchs in den 25 Jahren
der Regierung König Alberts von 1873—1898 von 160 000 Hektar
auf 175.000, also um 15000, gefördert ebensosehr durch das
lebendige Interesse des hohen Herrn, der sich in seinen Wäldern
als Waidmann so wohlfühlte, als auch durch den Landtag, der
1897 erklärte, „daß die Staatsforsten auf das vorzüglichste
bewirtschaftet würden“. Außerdem sorgte letzterer durch Gesetze
vom 10. März 1879, 27. Febr. 1882 und 24. Apr. 1894 für
den Schutz des heimischen Waldes sowohl gegen schädliche Insekten
als auch gegen schädliche Menschen. Im Jahre 1904 umfaßten die
Staatsforsten ein Areal von 178 096 Hektar und brachten einen
Ertrag von 9 477036 Mark, auf den Hektar also 53,21 Mark,
bislang der höchste, der nur 1900 um ein weniges, nämlich mit
53,28 pro Hektar übertroffen wurde.
Am Fuße der berühmten „Heiligen Hallen“ zu Tharandt be-
findet sich eine höchst segensreiche mit der Forstakademie in Ver-
bindung stehende Anlage für künstliche Fischzucht. Sie reicht
schon bis in das Jahr 1852 zurück, nahm aber erst nach 1871