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den rechten Aufschwung, nachdem durch die Deutschwerdung des
Elsasses die unter Napoleon III. eingerichtete Brutanstalt für
Fische zu Hüningen an das Reich gekommen war und Kronprinz
Friedrich Wilhelm von Preußen das Protektorat des 1871 be-
gründeten Deutschen Fischerei-Vereins übernommen hatte. Auch
die sächsische Regierung förderte die Bestrebungen des Vereins,
namentlich soweit es sich um Einsetzung von Lachsbrut in die
Nebenflüsse der Elbe handelte. 1878 aber ging sie selbständig
vor und errichtete als erste von allen deutschen Regierungen in
Tharandt Fischzuchtkurse, die nicht nur für die Studierenden der
Forstakademie, sondern für jedermann ohne Förmlichkeit und Kosten
zugänglich waren. Die hier gegebene Anregung fiel auf so guten
Boden, daß eine große Anzahl von privaten Fischzuchtanstalten
ins Leben trat, von denen man 1895 schon 92 zählte. Am be-
deutendsten floriert die zwischen Tharandt und Edle Krone an-
gelegte von Rud. Linke, die jährlich zwischen 2 und 3 Mill. Salmo-
nideneier ausbrütet, 100—150 000 Satzfischchen zieht und gegen
100 Zentner Speisefische in den Handel bringt. Der Besitzer stellte
seine Anlagen auch zu Demonstrationszwecken der Tharandter An-
stalt zur Verfügung, was um so dankenswerter war, als diese sich in
der Hauptsache nur mit Forellenzucht beschäftigte. Erst 1894 fügte
man auch die Karpfenzucht hinzu, und die Regierung bestimmte, daß
ab 1895 die Kurse in den Jahren mit gerader Zahl die Forellen,
mit ungerader Zahl die Karpfen behandeln sollten. Im Februar
1884 zweigte sich von dem Deutschen Fischerei-Verein ein sächsischer
ab, der in seinen gemeinnützigen Bestrebungen regelmäßig von
der Regierung durch Beiträge unterstützt wird.
Eine vierte staatliche Hochschule ist für Tierar zneikunde
bestimmt und hat ihren Sitz in Dresden. Sie wuchs 1889 aus der
Dresdener Tierarzneischule hervor. Es wirkten an ihr im Jahre
1905 16 Dozenten und 13 Assistenten und war die Frequenz der An-
stalt, für deren Besuch neuerdings auch das Abiturientenzeugnis
einer höheren Lehranstalt gefordert wird, im Studienjahr 1904/05
152, 1905/06 185, während 1896/97 es 165 und 1899/1900
162 Studierende gewesen waren. Bekanntlich ist auch mit der
Universität Leipzig eine Veterinärklinik verbunden und werden