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aber auch aus dem Umstande erklärt, daß viele junge Leute, ohne
gerade sich dem Kaufmannsstande widmen zu wollen, die Handels-
schule zum Zwecke der leichteren Erlangung des Freiwilligenzeug-
nisses besuchten. Die Vermehrung der Realschulen gab dann
diesen Mitläufern eine geeignetere Gelegenheit zur Erreichung
ihres Zieles. Im allgemeinen sind diese Schulen gegründet worden
und werden unterhalten von Vereinen, Innungen, den Stadt-
gemeinden, wohl auch von Privatpersonen. Doch leistet der Staat
zu mehreren einen Zuschuß, der sich im Laufe der Zeit sowohl rück-
sichtlich der Zahl der Unterstützten als auch der Höhe der Unter-
stützung nach sehr gehoben hat. 1873 erhielten nur die Handels-
schulen von Leipzig, Chemnitz und Wurzen eine solche von ins-
gesamt 9000 Mark, während 1894 34 derartige Anstalten mit zu-
sammen 14000 Mark subventioniert wurden. Der Etat von
1906/07 setzte für diese zweijährige Periode für landwirtschaft-
liche, Gewerbe= und Handelsschulen insgesamt 1 106 875 Mark an.
Über das Niveau der anderen Handelsschulen ragen die öffent-
lichen höheren Anstalten dieser Art zu Bautzen, Chemnitz, Dresden,
Leipzig (gegr. schon 1831) und Zittau hervor. Für Chemnitz be-
trägt der Staatszuschuß 6000 Mark und den gleichen Betrag ge-
währt die Stadt. In Leipzig erhält die Schule vom Staate 2500
Mark, von der Stadt 10000 Mark. Daneben bestehen aber in
Leipzig noch fünf private Handelsschulen und die vom Frauen-
gewerbeverein gegründeten höheren Handelskurse für Mädchen,
die das Zeugnis einer höheren Mädchenschule aufweisen oder eine
entsprechende Prüfung bestanden haben. Sonst existiert nur noch
in Dresden und Zwickau je eine unter Staatsaussicht stehende
private Handelsschule.
Zu der technischen Hochschule Dresdens bilden die tech-
nischen Staatslehranstalten zu Chemnitz eine notwendige
Ergänzung. Während die Dresdener Anstalt, wie sich ein neuerer
Darsteller des gewerblichen Unterrichtswesens in Sachsen recht
treffend ausdrückt, die Beamten des Staats und die Generalstabs-
offiziere für die Industrie heranbilden soll, sollte die 1836 zu Chem-
nitz begründete Gewerbeschule gewissermaßen die Subalternoffiziere
liefern und dem praktischen Bedürfnisse dienen. Doch vergrößerte